Der zahlreich erschienenen Prominenz aus Politik und Kultur wurden neben einem Programm-Video-Clip auch von der Grazer Off-Truppe „Theater im Bahnhof“ gestaltete witzige Szenen geboten, die auf die zahlreichen geplanten Veranstaltungen Bezug nahmen. Die Ansprachen hielten Bundespräsident Thomas Klestil, Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (V), die steirische Landeshauptfrau Waltraud Klasnic (V), der Grazer Bürgermeister Alfred Stingl (S) sowie die EU-Kulturkommissarin Viviane Reding.
„Graz fliegt!“ hieß das Motto der Eröffnung, und für die zahlreichen Flugversuche des zweistündigen Festaktes hatte sich das Theater im Bahnhof das Ambiente eines Freibades mit hohem Sprungturm und winzigem Becken (Bühne: Silke Spath) einfallen lassen. Daher hießen der Intendant von Graz 2003, Wolfgang Lorenz, sowie seine beiden Geschäftsführer Manfred Gaulhofer und Eberhard Schrempf die Gäste in einer kurzen Video-Einspielung zum Auftakt als Bademeister verkleidet „Willkommen im größten Kulturbad Europas“, wo „Chlorgeist und Chorgeist“ eine anregende Mischung einginge.
Der hochoffiziell mit der Bundeshymne begonnene Festakt (bei dem jedoch auf die Europahymne verzichtet wurde) bot neben kurzweiligen, assoziativen Theater-Szenen, die etwa auf die russische Partnerstadt St. Petersburg ebenso Bezug nahmen wie auf den „friendly alien“ des neuen Kunsthauses, auch überraschende Überleitungen auf die offiziellen Redner, die sehr unterschiedlich darauf reagierten. „Der kleine Alfred Stingl wird von seiner Rede gesucht“ verlautbarte der Bademeister per Megaphon. Der Grazer Bürgermeister reagierte locker, bezeichnete Kultur als „den eigentlichen Reichtum Europas“ und verlas eine Grußbotschaft des russischen Präsidenten Vladimir Putin.
Landeshauptfrau Waltraud Klasnic versicherte „Graz fliegt – das heißt wir wollen viel bewegen und hoch hinaus“ und verlas Gedanken der Autorin Barbara Frischmuth zum Kulturhauptstadtprojekt. EU-Kommissarin Viviane Reding meinte: „Graz hat sich hohe Ziele gesteckt für dieses Jahr, und das ist gut für Graz, für Österreich und für die europäischen Bürger. (….) Ich wünsche uns allen, dass Graz ein Meilenstein wird.“
„Wolfgang? Wolfgang Schüssel? Mit dir hab ich nicht gerechnet.“ Den ironisch-provokanten Unterton seines von der Bühne gesprochenen Stichworts souverän überspielend, lieferte der Bundeskanzler einige Gedanken zu dem „sehr spannenden, sehr kontroversiellen Programm“ der Kulturhauptstadt und wies darauf hin, dass viele neue Wahrzeichen entstanden seien: „Vieles wird bleiben nach diesem Jahr.“ Weniger locker konnte der Bundespräsident auf den enthusiasmierten Zuruf „Thomas Klestil, ich liebe dich!“ reagieren, der ihn auf die Bühne holte. Er hielt sich strikt an sein vorbereitetes Manuskript, betonte die wichtige Rolle von Graz, „Botschafter der kulturellen Vielfalt im zusammenwachsenden Europa zu sein.“ Das sei „die konsequente Weiterführung eines steirischen Erfolgsweges, der seit vielen Jahren, ja Jahrzehnten, Graz zu einer viel beachteten Kulturmetropole Österreichs werden ließ. (….) Diese Stadt ist schön; – sie braucht daher nicht schöngeredet zu werden, sie möge bleiben, wie sie ist, das heißt, sich stets verändern.“
Der abschließende Sprung in das offiziell eröffnete Kulturhauptstadtjahr geriet am Ende programmgemäß – knapp daneben.