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"Grantiges" Weihnachtsessen 2000 mit Verzetnitsch

Bei einem gemeinsamen Mittagessen des BAWAG-Vorstands am 22. Dezember 2000 mit Aufsichtsratspräsidenten Günter Weninger war auch der damalige ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch dabei - "erstmals", wie Elsner vor Gericht erklärte.

Die im November eingefahrenen neuerlichen Verluste mit Wolfgang Flöttl bei den Uni-Bonds waren beim Essen Gesprächsthema. Am 15. Dezember hatte Elsner den Bankvorstand von den Verlusten informiert, den für die Bilanz zuständigen Johann Zwettler schon einige Tage davor.

„Verzetnitsch war nur damals dabei, 2000, um zu dokumentieren, dass der Eigentümer hinter dem Vorstand steht, das war der ganze Sinn“, betonte Elsner. Richterin Claudia Bandion-Ortner fragte, ob Verzetnitsch damals aus Solidarität zum Weihnachtsessen gekommen sei. „Eine Zeitschrift gibt’s vom ÖGB die so heißt, das war auch so“, bestätigte Elsner.

Die Stimmung beim gemeinsamen Essen am letzten Arbeitstag vor Weihnachten in der damaligen Gewerkschaftsbank sei „sicherlich gedrückt“ gewesen, „aber es war auch Optimismus da“, meinte Elsner. Der Kauf der Postsparkasse wurde im Vorfeld des Essens debattiert, und ob der Deal mit der P.S.K. nun gefährdet sei. „Hätte man das früher gewusst, hätte die BAWAG sicher nicht die P.S.K. bekommen“, so Elsner heute.

Weninger beschrieb die Stimmung wesentlich negativer als Elsner. „Natürlich waren wir grantig“, sagte er heute, „man hat sicher ein Gefühl gehabt, es stimmt nicht alles“. Auch bei Verzetnitsch habe es „Kopfschütteln“ gegeben. Der BAWAG-Vorstand habe ihnen aber erklärt, dass die Dinge aufgearbeitet werden. Existenzangst um die Bank hätten er und Verzetntisch aber sicher nicht gehabt. Damals habe er nur von den Verlusten aus den Uni-Bonds gewusst, ihm sei ein Betrag von 350 Mio. Euro genannt worden. Die früheren Verluste aus den Geschäften mit Flöttl waren für ihn zu diesem Zeitpunkt bereits aufgearbeitet, da er an eine Werthaltigkeit der überschriebenen Vermögenswerte Flöttls, der Bilder und Liegenschaften glaubte.

Die neuerlichen Verluste hätten ihn schon aufgeregt, schilderte Weninger heute: „Wer mich kennt weiß, dass ich in vielen Dingen relativ emotionslos bin, aber in dieser Sache habe ich mich wirklich aufgeregt“. Daher habe er dem Vorstand den Auftrag gegeben, ihm einen genauen Bericht zu erstatten. Er sei immer skeptisch gewesen, ob der Verlust auch tatsächlich eingetreten sei.

Der Brutto-Verlust aus den Flöttl-Geschäften lag damals laut Elsner bei 1,3 Mrd. Dollar (963 Mio. Euro). Dies sei dem ganzen Vorstand und Weninger bekannt gewesen. Diese widersprachen, sie hätten davon erst zu Jahresanfang 2001 erfahren.

Ex-BAWAG-Vorstand Hubert Kreuch schildete das Weihnachtsessen aus seiner Sicht: Natürlich habe es Existenzängste gegeben. Elsner sieht das anders: Existenzangst um die Bank habe zu keinem Zeitpunkt geherrscht, Insolvenzgefahr habe nicht bestanden.

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