Bei einem anderen Anschlag im Zentrum von Bagdad nahe der so genannten Grünen Zone, in der sich die US-Botschaft und der Sitz der irakischen Übergangsregierung befinden, waren zuvor mindestens elf Menschen getötet und 58 weitere verletzt worden. Nach Polizeiangaben war ein mit Benzin beladener Tankwagen vor einem Gebäude des Innenministeriums explodiert. Die meisten Toten seien Polizeiangehörige, viele der Verletzten seien in kritischem Zustand.
Der Gouverneur, der auch die Funktionen des Bürgermeisters der Hauptstadt ausübte, ist der ranghöchste Vertreter der irakischen Führung, der seit dem Anschlag auf den seinerzeitigen Chef des provisorischen Regierungsrates, Ezzedin Salim, im Mai des Vorjahres getötet wurde. Seit Wochen versuchen Aufständische, mit Anschlägen die für den 30. Jänner geplanten allgemeinen Wahlen im Irak zu torpedieren. Der scheidende US-Außenminister Colin Powell erklärte in Bangkok, die Tat zeige, dass Terroristen des früheren Regimes keine Wahlen wollten. Sie wollen zurück zur Tyrannei des Saddam-Hussein-Regimes, aber das wird nicht geschehen.
Der Anschlag in der Bagdader Innenstadt ließ jedoch erneut Zweifel aufkommen, ob die irakischen Sicherheitskräfte in der Lage sein werden, Kandidaten und Wähler bei der Wahl ausreichend zu schützen. In den vergangenen Tagen waren bei Selbstmordanschlägen zahlreiche Angehörige der Sicherheitskräfte ums Leben gekommen. Am Montag wurden nach Angaben des britischen Außenministeriums drei britische Staatsbürger in Bagdad bei einer Explosion getötet. Bei dem Anschlag kam nach Angaben eines Diplomaten auch ein US-Bürger ums Leben.
Die US-Regierung hat Spekulationen über eine mögliche Verschiebung der irakischen Wahlen zurückgewiesen. Wir glauben zu wissen, dass die unabhängige Wahlkommission und die irakische Übergangsregierung der Meinung sind, dass die Wahlen am 30. Jänner stattfinden müssen, sagte der stellvertretende Außenamtssprecher Adam Ereli am Montag (Ortszeit) in Washington. Die Entscheidung obliege den irakischen Behörden. Wenn diese den Termin 30. Januar wollten, werde dies von der US-Regierung unterstützt.
Im Anschluss an die Wahlen erwägt die US-Regierung nach Medienberichten die Entsendung hunderter zusätzlicher Militärberater in den Irak. Wie die New York Times in ihrer Dienstag-Ausgabe unter Berufung auf informierte Militärkreise berichtete, sollen diese Berater direkt in irakischen Einheiten zur Verbesserung des Trainings und der Effizienz von Nationalgarde und Polizei beitragen. Der Vorschlag werde derzeit unter Federführung des Oberkommandierenden General George Casey diskutiert. Nach Pentagon-Angaben vom Dezember soll die amerikanische Militärpräsenz im Irak auf rund 150.000 Mann erhöht werden. Laut New York Times soll jedes der 65 Bataillone der im Aufbau begriffenen Nationalgarde ein Team aus zehn US-Militärberatern zugeteilt bekommen.
Zarqawi-Gruppe bekennt sich zu Attentat auf Gouverneur von Bagdad
Die Terrorgruppe des Jordaniers Abu Mussab al Zarqawi (Sarkawi) hat sich zu dem tödlichen Anschlag auf den Gouverneur von Bagdad, Ali Radi al Haidari, bekannt. Das geht aus einer Mitteilung hervor, die zusammen mit einem Video am Dienstag im Internet veröffentlicht wurde. Der Gouverneur war am Dienstag in Bagdad erschossen worden. Bewaffnete fuhren an das Auto von Haidari heran und eröffneten das Feuer.
Zarqawi-Gruppe bekennt sich auch zu Selbstmord-Anschlag mit Tank-Lkw
Die Terrorgruppe des Jordaniers Abu Musab al Zarqawi (Sarkawi) hat sich zu dem Selbstmordanschlag vom Dienstag in der Bagdader Innenstadt mit mindestens elf Toten bekannt. In einer im Internet veröffentlichten Stellungnahme hieß es: Ein Löwe der Märtyrer-Brigade der Al-Kaida-Organisation für den Heiligen Krieg im Irak hat das Sicherheitshauptquartier im Bagdader Kadissiya-Viertel angegriffen und viele Tote verursacht.
Unter den Toten waren acht Polizisten. Rund 60 Zivilisten und Polizisten wurden bei dem Anschlag vor dem Hauptquartier einer Eliteeinheit des irakischen Innenministeriums verletzt. Ein Oberstleutnant der Einheit sagte, der Fahrer eines Lkw habe versucht, das Tor zum Gelände zu durchbrechen, als Sicherheitskräfte auf ihn geschossen hätten. Dadurch sei das mit einer Bombe präparierte Fahrzeug explodiert. Der Anschlag ereignete sich nahe der besonders gesicherten Grünen Zone, in der sich die irakische Übergangsregierung und die Botschaften der USA sowie Großbritanniens befinden. Es war bereits der dritte Selbstmordanschlag in dieser Gegend innerhalb von zwei Tagen.
Bereits zuvor hatte sich die Gruppe zu der Ermordung des Gouverneurs des Großraums Bagdad, Ali Radi al-Haidari, am Dienstag bekannt. Eine Gruppe von Mujaheddin der Al-Kaida-Organisation für den Heiligen Krieg im Irak hat den amerikanischen Handlanger und Tyrannen Ali al-Haidari getötet, hieß es in einem ebenfalls auf einer islamistischen Internet-Seite veröffentlichten Bekennerschreiben, dem ein Video beigestellt war. Dieses Schicksal stehe allen Verrätern bevor, die mit Juden und Christen kollaborieren würden, hieß es dort weiter.
Im Norden von Bagdad starben nach Armeeangaben am Dienstag außerdem drei US-Soldaten durch eine am Straßenrand versteckte Bombe. Zwei weitere Soldaten wurden verletzt. Im nördlich von Bagdad gelegenen Balad sowie in der Unruheprovinz Al-Anbar westlich von Bagdad wurde je ein weiterer US-Soldat getötet. Laut irakischen Sicherheitskräften wurden bei verschiedenen Angriffen nördlich von Bagdad sechs irakische Soldaten, ein türkischer Lastwagenfahrer und ein Aufständischer getötet.