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Gott lebt in Hütteldorf und macht Österreich zum Weltmeister

©Gebrüder Moped
Gastkommentar der Gebrüder Moped: Himmlisch! Der SK Rapid wird in seinem neuen Stadion über eine eigene Kapelle verfügen. Und wir dachten schon, “St. Hanappi” sei Geschichte. So kann die grün-weiße Gemeinde direkt in Hütteldorf heiraten und auch ihre Kinder taufen lassen. Eine schöne Entwicklung: die Verschmelzung von Kirche und Fußball.

Ein Segen für den Fußball

Erstkommunion am Verteilerkreis, Firmungen auf der Hohen Warte und Kreuzigungen im Ernst-Happel-Stadion? Eine Stadt und ihre Kultstätten heiliger Riten. Die Scheidung von Kirche und Staat ist fast vollzogen, der Ehebrecher Laizismus hat sein teuflisches Werk fast vollendet. Doch uns bleibt Hoffnung: Nun macht sich König Fußball an die römisch-katholische Sacro-Lady ran. Ob sie folglich als geschiedene Wiederverheiratete die Kommunion empfangen wird dürfen, müsste wohl das Jüngste Gericht entscheiden. Aber klar: Wenn sich die zwei wichtigsten Nebensachen der Welt zusammentun, entsteht unweigerlich etwas Archaisches. Hier wächst eine Allianz neuen Kalibers, nomen est omen, verstehst?

Wallfahrt statt Weltmeisterschaft

Wirklich schön, dass ausgerechnet unsere liebe Heimatstadt Wien Teil dieser neuen Bewegung sein darf. FIFA und UEFA überlegen bereits entsprechende Adaptierungen im Regelwerk: Kleriker statt Kicker, Rorate statt Rote Karte, Ablass statt Abstoß und Kreuzzug statt Kreuzeck, um nur wenige der angedachten Verbaltransfers auf den Tisch zu legen.

Österreich wird Weltmeister

Wien verspürt offensichtlich seine heilige Verantwortung als Bundeshauptstadt einer Nation, die über die gerade laufende Fußballweltmeisterschaft ihre schützende Hand Gottes hält. Man darf nicht vergessen, dass sämtliche Erfolge in den Auftaktsspielen nur mit massiver österreichischer Beteiligung möglich waren. Argentinien schlägt Bosnien-Herzegowina dank der Aufbauarbeit von Viktor Klima. Auch Brasiliens Premierensieg geht auf unsere Kappe: Maria Leopoldine von Habsburg war Kaiserin von Brasilien und brachte 1822 das erste Fetzenlaberl und damit den Fußball nach Südamerika. Das 5:1 der Niederlande gegen Spanien gehört so und so uns: Robben, ein Schüler Alabas, und Van Persie, der als Kind mit seinen Eltern mehrfach (!) in Österreich Ski fahren war, waren hauptverantwortlich für den österreichischen Erfolg. Von unserer erfolgreichen Exklave Costa Rica wissen wir, dass sie 996 unter dem uns durchaus vertrauten Namen “Costarrichi” erstmals urkundlich erwähnt wurde. Da war der Sieg gegen Uruguay nur noch die Draufgabe.

Rapid ist meine Religion

Der Slogan ist bekannt, jetzt macht er auch Sinn. Und eine ganze Nation darf nun ernten, was sie gesät hat, wenngleich natürlich auch andere Faktoren den Erfolg Österreichs ermöglichen. Chefanalytiker Herbert Prohaska, zum Beispiel. Er soll unmittelbar nach dem heimischen Weltmeistertitel schon zu Lebzeiten heilig gesprochen werden. Nur ob das in der Kapelle des neuen Rapid-Stadions stattfinden wird?

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