Der Film “Gleissendes Glück” (ab Freitag im Kino) ist ein großartiges Stelldichein der beiden Schauspiel-Asse, die ihr Können perfekt ausspielen. Brindel wirkt blass und traurig. Sie presst ihrem Mann Christoph (Johannes Krisch) allmorgendlich den Orangensaft, schmiert ihm Butterbrote, sitzt ruhig am Tisch. Er ist cholerisch, findet, sie verkaufe sich unter Wert, mache sich klein – und er verprügelt seine Ehefrau. Bis Blut fließt. Zu allem Überfluss fühlt sie sich von Gott verlassen.
Gleissendes Glück: Die Handlung
Die gebeutelte, aber auf ihre Weise starke Frau hört im Radio von Gluck und sucht das Gespräch mit dem Psychologen. Der ist das komplette Gegenteil, strotzt vor Selbstbewusstsein: “Sie haben Recht, Professor Gluck, das ist mein Lieblingssatz.” Erst nach und nach bröckelt die lockere und charmante Fassade. Zunächst findet sie auf seinem Rechner Sexfilme – angeblich Studienmaterial. Als er dann sprichwörtlich alle Hüllen fallen lässt, offenbart er ihr im heftigsten Pornosprech seine sexuellen Fantasien.
Gleissendes Glück: Die Kritik
Tukur, zuletzt unter anderem als Hauptkommissar Felix Murot in den experimentellen “Tatort”-Folgen im Fernsehen zu sehen, und Gedeck (“Bella Martha”) spielen auf Augenhöhe. Regisseur Sven Taddicken, der das Drehbuch nach dem Roman von Alison Louise Kennedy schrieb, setzt die Kontraste gut in Szene: Brindel lebt auf dem Land, zwischen Lattenzaun und Obstbäumen. Die Treffen mit Gluck finden in Großstädten statt, in großen Foyers und vor Sexshopschaufenstern.
Spannend sind die Details zu beobachten: Wann zum Beispiel lässt Brindel es zu, dass Gluck ihre Hand berührt? Zwischen den Zweien entspinnen sich auch wunderbare Konversationen, etwa im Publikum vor einer Bühne mit verschlossenem Vorhang. Sie: “Was ist das hier?” Er: “Im Moment noch nichts. Aber gleich wird es moderner Tanz sein.”
Während es zwischen den beiden immer besser läuft, zerbricht Brindels Ehe vollends. Bildlich setzt Taddicken das in einer Art Kampfszene um, in der allerdings die handelnden Personen fehlen. Ein Tisch geht zu Bruch, Gegenstände fallen zu Boden. Am Ende sagt Brindel: “Ich habe es durchgestanden. Ich lebe. Ich glaube an etwas.”
(APA/Red)