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"Glaubt nicht alles, was im Fernsehen gezeigt wird"

Joey Stein (Danube Dragons) erlief die meisten Touchdowns der Liga
Joey Stein (Danube Dragons) erlief die meisten Touchdowns der Liga ©vienna.at/sportsshooter.at
Sportlich erreichte Joey Stein in der Saison 2009 sein großes Ziel knapp nicht. Wer ist aber der Mensch hinter dem besten Offensivspieler der abgelaufenen AFL Saison? Im zweiten Teil des Interviews verriet der bekennende Buffalo Bills Fan, dass Baseball und Golf seine Leidenschaften sind und ob Österreicher in der NFL spielen könnten.
Teil I: "Die Schmerzen sind ein Teil des Spiels"

Vienna Online: Joey, wenn Du wieder in den USA bist, wie sieht dann ein Tag in deinen Leben aus?
Joey Stein: Nicht anders als bei den meisten österreichischen Spielern. Ich habe einen Job. Ich bin Lehrer an meinen ehemaligen College und werde in einen Lehrgang unterrichten. In diesen Bereich wird meine berufliche Zukunft liegen.

Vienna Online: Über den Spieler Joey Stein wissen wir sehr viel. Aber noch wenig über den Menschen. Dem Vernehmen nach sollst Du neben American Football noch zwei weitere große Leidenschaften haben.
Joey Stein: Stimmt. Baseball und Golf! Während meiner Schulzeit hatte ich die Wahl zwischen American Football und Baseball. Ich denke ich war ganz gut, denn ich hatte von den diversen Schulen mehrere Angebote. Warum ich dann zum Football gekommen bin kann so direkt gar nicht mehr beantworten. Vielleicht kennt ihr ja noch ein Baseball-Team in Wien, dass Verwendung für mich hat (lacht).

Vienna Online: Du sagtest Golf wäre eine Leidenschaft von dir. Was hast Du für ein Handicap?
Joey Stein: Ich finde Golf großartig – Du bist mit Freunden zusammen, kommunizierst viel und machst ständig Bewegung. Die Ruhe und Konzentration vor dem Schlag ist sehr angenehm. Mein Handicap lag bei 14. Also weniger als ein Bogey pro Loch. Leider aber habe ich in Österreich nicht die Möglichkeit gehabt zu spielen. Also wird auch mein Handicap deutlich gelitten haben. Nach etwa einen Jahr ohne Training wird mein Handicap jetzt wohl bei etwa 30 oder mehr liegen.

Vienna Online: Abseits des Feldes in Österreich ist heuer besonders aufgefallen, dass heuer die amerikanischen Spieler der Dragons und der Vikings viel Freizeit miteinander verbrachten. Hat Dich das überrascht?
Joey Stein: Definitiv ja! Ich habe nicht gedacht, dass wir wirklich gute und enge Freunde werden. Wir haben sehr viel gemeinsam unternommen und hatten sehr viel Spaß dabei. Ich weiß nicht, ob das in den Jahren zuvor auch so war. Aber diese ausgelassene Atmosphäre unter uns Imports hat wohl auch geholfen, dass wir alle rasch unsere Bestleistung abrufen konnten. Auch dadurch habe ich mich in Wien sehr rasch eingelebt.

Vienna Online: Mit Josiah Cravalho verbindet Dich seit heuer eine sehr enge Freundschaft. Wie kam es dazu?
Joey Stein: Wir haben uns von Anfang an super verstanden. Josiah und ich sind auf derselben Wellenlänge. Er ist ein großartiger Typ.

Vienna Online: Du warst jetzt ein knappes halbes Jahr in Österreich. Wie sieht es um Deine Deutschkenntnisse aus?
Joey Stein: Als ich am Flughafen ankam, hatte ich keine Ahnung von der Sprache. Ich konnte kein Wort Deutsch. Mein erstes Wort, das ich perfekt konnte war „Oida“ (lacht). Ich weiß mittlerweile, dass es sich dabei aber um einen Slangausdruck handelt. Mittlerweile verstehe ich Deutsch ganz gut. Ich kann Gespräche verfolgen und verstehen wenn sie nicht zu schnell und auf Hochdeutsch geführt werden.

Vienna Online: Glaubst du, dass wir vielleicht 2010 ein Interview auf Deutsch machen können?
Joey Stein: (antwortet auf Deutsch) Vielleicht wenn ich wiederkomme probieren wir es!

Vienna Online: Abseits des Feldes – was waren die Höhepunkte deines Aufenthaltes?
Joey Stein: Euer Land hat so viel zu bieten! Extrem viel Kultur – so viele schöne alte Häuser! Und wie schon gesagt das Wetter habt ihr auch gut für mich bestellt (lacht). Letztes Jahr war ich in Barcelona viel am Strand. Aber ihr habt hier eine wunderschöne Landschaft. Viele Flüsse, Seen. Es ist atemberaubend schön hier.

Vienna Online: In den USA hat Präsident Obama die Macht übernommen. Hast du den Wandel in deiner Heimat auch in Europa gespürt?
Joey Stein: Definitiv ja! Ich habe im letzten Jahr durchaus kritische Töne über die USA gehört. Der ehemalige Präsident Bush hat aus der Sicht Europas dazu einige Angriffsfläche geboten.

Vienna Online: Als Footballspieler müssen natürlich auch Fragen über die NFL sein. Welchem Team drückst Du die Daumen?
Joey Stein: Ich bin großer Fan der Buffalo Bills. Mit WR Owens haben wir einen Spieler verpflichtet, der den Unterschied in engen Spielen ausmachen wird. Ich bin der Überzeugung, dass die Bills in die Playoffs kommen werden. Dann ist alles möglich. Erinnere Dich an die New York Giants. Favoriten sind auf dem Papier die „üblichen Verdächtigen“. Neben den New England Patriots sind die Pittsburgh Steelers das Team mit dem besten Roster.

Vienna Online: Wie viele NFL Spiele verfolgst du im Fernsehen oder live im Stadion?
Joey Stein: Ich schaue mir nicht jedes Wochenende mehrere Spiele an. Erst ab den Playoffs bin ich ein Stammgast vor dem Fernsehgerät. Super Bowl ist natürlich ein Pflichtprogramm.

Vienna Online: Weltweit rätseln Fans ob die Fantasy Files (Anm.: Videos, in denen NFL-Spieler besondere Leistungen dank ihrer Footballfähigkeiten vollbringen) echt oder gefälscht sind. Was ist deine Meinung?
Joey Stein: Ich habe großen Respekt vor den Leistungen, die die Spieler abliefern. Aber bei diesen Filmen wird mit Tricktechnik nachgeholfen. Definitiv! Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ein Teambesitzer solche Kunststücke zulässt. Schon alleine aus versicherungstechnischen Gründen. Glaubt nicht alles, was im Fernsehen gezeigt wird, Leute (schmunzelt).

Vienna Online: Kann es ein Österreicher jemals in die NFL schaffen?
Joey Stein: Warum nicht? Wenn er in den USA aufs College geht und sportlich mit Leistung überzeugt sehe ich keinen Grund warum das nicht gelingen sollte!

Vienna Online: Bei der B-Europameisterschaft trifft Österreich auf Spanien. Du kennst mittlerweile beide Ligen. Wer ist deiner Meinung nach Favorit?
Joey Stein: Österreich! Das sage ich jetzt nicht aus Höflichkeit sondern aus Überzeugung. Du hast in ganz Europa großartige Athleten. Aber in Österreich sind die Spieler von ihrer Einstellung her eine Stufe über alle anderen zu stellen. Ein Beispiel: In Spanien gibt es drei Mal pro Woche Training, das in der Regel fast geschlossen besucht wird. In Österreich machen die Mannschafteile oft freiwillig Sonderschichten. Oder Spieler gehen an ihren trainingsfreien Tagen in die Kraftkammer. Nicht nur in der AFL oder Interdivision. Dieser Wettkampf sorgt dafür, dass das Niveau von Jahr zu Jahr besser wird. Was jetzt nicht heißt, dass die Spanier faul sind – aber hier in Österreich ist die Stimmung eine andere. Jeder will immer besser werden. Durch den Wettkampf geht die Leistungskurve ständig nach oben.

Vienna Online: 2011 findet in Österreich die Weltmeisterschaft statt. Was glaubst du kann Österreich erreichen?
Joey Stein: Bis dahin kann noch viel passieren. Vielleicht lasse ich mich sogar einbürgern (lacht). Wenn der Trend so fortgesetzt wird glaube ich schon, dass Österreich eine Medaille gewinnen kann.

Das Gespräch führten Thomas Muck und Martin Ucik
In Kooperation mit sportreport.at

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