Die giftige Masse habe nicht nur Flora und Fauna in der Umgebung zerstört, sondern ist bereits in den Fluss Marcal geflossen. Es bestehe sogar die Gefahr, dass der Schlamm auch die Raab und die Donau verunreinigt, berichtete die ungarische Nachrichtenagentur MTI. Helikopter versuchten indes, durch Abwurf von mehreren Tonnen Gips das giftige Material zu binden.
Rund eine Million Kubikmeter seien bisher aus dem Gelände der Aluminiumfabrik MAL AG ausgetreten. Nach Medienberichten ist das der bisher größte Chemie-Unfall in Ungarn. Die Schlammlawine durchbrach einen Damm, ergoss sich in einen Bach und vermengte sich mit dem Hochwasser, das schon seit mehreren Tagen die Gegend heimsucht.
Der Giftschlamm ist ein Überbleibsel aus der Aluminiumgewinnung und enthält extrem ätzende Stoffe, die bei Hautkontakt für Menschen lebensgefährlich sein können.
Abgebautes Bauxit wird mittels Natronlauge “aufgebrochen” – das dadurch gewonnene Aluminium wird abgefiltert, über bleiben Eisen sowie Titanoxide. “Diese Stoffe sind extrem giftig, aber nicht radioaktiv. Die Umweltbelastung ist aber erheblich”, erklärte ein Sprecher von Global 2000 im APA-Gespräch.
Für die Einwohner der umliegenden Dörfer bestehe akute Gefahr, denn der “Rotschlamm” könne aufgrund der Lauge zu schweren Verätzungen führen. Aber auch die enthaltenen Schwermetalle sind “alles andere als gesund”.
In Kolontar wurden nicht nur mindestens vier Menschen getötet, sieben weitere Bewohner der Ortschaft gelten als vermisst, 113 wurden verletzt. Umweltstaatssekretär Zoltan Iles warnte vor einer totalen ökologischen Katastrophe, falls der ausgetretene Giftschlamm nicht gebunden werden könne.