Der in die Umwelt gelangte rote Giftschlamm sei zwischenzeitlich entweder entfernt worden oder soweit verhärtet, dass er keine Feinstaubgefahr mehr darstelle. Dennoch sei im unmittelbaren Unglücksgebiet Vorsicht geboten.
Rund um die Ortschaften Ajka, Devecser und Kolontar seien nicht nur die Spuren immer noch sichtbar, auch Grundwasser und Flussläufe sind laut Greenpeace teilweise noch stark verschmutzt. Die Belastung der Raab und der Donau mit den Rotschlammspuren stelle ein großes ökologisches Problem dar, Kanutouren und ähnlichen Urlaubsaktivitäten auf den beiden Flüssen stehen jedoch nichts mehr im Wege. “Die beiden am stärksten belasteten Flüsse Torna und Macal sollten jedoch gemieden werden”, rät Umweltschützer Herwig Schuster. Überhaupt müsse in Ungarn aufgrund teilweise noch fehlender oder noch nicht modernisierter Kläranlagen mit einer höheren Verschmutzung der Flüsse gerechnet werden, insbesondere unterhalb von großen Städten oder Industrieanlagen.
Giftschlamm bedroht Trinkwasser
Ähnliches gelte auch für das Trinkwasser in Ungarn. Während sich die Folgen der Giftschlamm-Katastrophe auf die Unglücksregion sowie die nach Norden führenden Grundwasserkörper beschränken, bestehe in anderen Regionen die Gefahr von schadstoffbelastetem Trinkwasser. Schuster: “Vor allem Nitrate durch die intensive Landwirtschaft oder Schadstoffe aus alten Mülldeponien stellen regionale Probleme dar. Generell gilt jedoch, dass die Grenzwerte eingehalten werden. In jedem Fall ist es ratsam, sich vor Ort über die Sicherheit des Trinkwassers zu erkundigen.”
Am 4. Oktober war eines der riesigen Auffangbecken des Aluminiumproduzenten MAL AG geborsten. Rund 700.000 Kubikmeter giftige Schlacke wälzten sich durch die Dörfer Kolontar und Devecser, zehn Menschen kamen dabei ums Leben, Hunderte wurden verletzt, tausende obdachlos. Mehrere tausend Hektar Land sowie über hundert Kilometer Flusslauf wurden verseucht, die langfristigen Auswirkungen von Ungarns größter Umweltkatastrophe können laut Greenpeace immer noch nicht abgeschätzt werden.
(APA)