Am stärksten mit Arsen belastet war eine Brunnenwasserprobe aus dem Ort Devecser mit 4.200 Mikrogramm pro Liter – der Trinkwassergrenzwert liegt bei zehn Mikrogramm. “Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass der Rotschlammunfall ein ernsthaftes Arsenproblem verursacht hat. Zum Glück für die Menschen fließt derzeit Arsen-freies Wasser aus den öffentlichen Trinkwasserleitungen und das Grundwasser talaufwärts ist ebenfalls nicht mit Arsen belastet”, erklärte Greenpeace-Chemiker Herwig Schuster.
Neue Gefahr drohe übrigens aus dem Aluminiumwerk, aus dessen porösen Becken am 4. Oktober eine Million Kubikmeter Rotschlamm geflossen waren und mehrere Quadratkilometer Land verseucht hatten: Eine Abwasserprobe aus der laufenden Produktion ergab einen Arsen-Wert von 2.300 Mikrogramm pro Liter. Zum Vergleich: der österreichische Abwassergrenzwert liegt bei 100. Das extrem basische Abwasser werde derzeit in ein kleines Becken neben dem gebrochenen Damm gepumpt. “Hier entsteht gerade eine neue tickende Zeitbombe”, warnte Schuster vor dem Weiterbetrieb der Produktion ohne Aufrüstung auf den Stand der Technik. Notwendig sei unter anderem eine Auswaschung der Natronlauge zur Senkung der Alkalität.
Die vom Umweltbundesamt (UBA) analysierten Messergebnisse ließen jedenfalls befürchten, dass das Arsen noch längere Zeit ein Problem in der Unglücksregion darstellen werde. Es sei daher ein “weiteres umfangreiches Wasser-Kontrollprogramm seitens der ungarischen Behörden notwendig”, so Schuster.
Weiters wurden fünf Feinstaubproben auf jeweils sieben bedenkliche Inhaltsstoffe, darunter Quecksilber, Blei und Arsen, untersucht. Die Ergebnisse zeigten im Vergleich zu typischen österreichischen Werten eine höhere Belastung an Schadstoffen, alle Messwerte liegen jedoch unterhalb der Grenzwerte. Schuster: “Der Regen in den ersten Wochen nach der Katastrophe hat viel Rotschlamm aus der Vegetation weggewaschen. Das hat wahrscheinlich bis jetzt verhindert, dass es durch Feinstaubaufwirbelung zu einer starken Verbreitung von Schadstoffen kommt.”