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Gewinn für BAWAG "wahrscheinlich"

Wolfgang Flöttl stellte die verlustreichen Spekulationsgeschäfte heute so dar, dass ein Gewinn "wahrscheinlich" gewesen wäre.

„Wir wollten ein Produkt kreieren, dass die BAWAG mit großer Wahrscheinlichkeit eine hohe Rendite gehabt hätte“. Die BAWAG habe eine hohe Rendite haben wollen, sein Hauptgesprächspartner in der Bank sei der damalige Generaldirektor Helmut Elsner gewesen, sagte Flöttl. Elsner widersprach, die BAWAG habe mit Flöttl nur Kreditverträge gehabt.

Statt der von Flöttl als „wahrscheinlich“ bezeichneten hohen Rendite hatte er im Oktober 1998 einen Totalverlust eingefahren. Die BAWAG-Gelder – 550 Mio. Dollar und die in „Narrow“ veranlagten 89 Mio. Dollar – wurden alle in Yen veranlagt, die Hebelwirkung (Leverage, Fremdkapital) auch in Yen finanziert. „Da haben Sie ein systemisches Risiko“, gestand Flöttl ein. Der „Hebel“ lag bei Staatsanleihen über 10, bei Aktien bei zwei, im Schnitt sicher über 5. Mit den eingesetzten 760 Mio. Dollar (639 Mio. Dollar von der BAWAG, etwa 120 Mio. Dollar von Flöttl) wurden also rund 3,5 Mrd. Dollar (2,56 Mrd. Euro) bewegt – allerdings in Yen. Durch den steigenden Yen fraßen die Kosten für die Fremdfinanzierung das Eigenkapital auf.

In der BAWAG habe ein „subalterner Beamter“ beim Vertrag der „Narrow Investments“ genau bestätigt, dass er zu diesen Geschäften ermächtigt gewesen sei: „Lesen Sie, was dieser subalterne BAWAG-Beamte geschrieben hat: Ich konnte jedes Risiko eingehen“, sagte Flöttl. Elsner widersprach heftig, „dass so hoch geleveraget wird, davon hatten wir keine Ahnung“. Erst als ihm Flöttl im Oktober 1998 in New York die Verluste darstellte, habe er davon erfahren.

Der Totalverlust der BAWAG-Gelder wird laut Flöttl durch ein Audit der US-Wirtschaftsprüfergesellschaft Arthur Andersen bestätigt. Diese habe auf Grund seiner Angaben auch seine Geschäftspartner überprüft. Vorhalte des Anwalts von Ex-BAWAG-Vorstand Peter Nakowitz, Rudolf Breuer, wonach Arthur Andersen im Jahr 2002 wegen Behinderung der Justiz verurteilt und zerschlagen worden sei, wies Flöttl zurück. Das sei ein unfairer Vorhalt, Arthur Andersen sei im Gefolge des Enron-Debakels untergegangen, so Flöttl.

Arthur Andersen war der Wirtschaftsprüfer von Enron und hatte jahrelang falsche Bilanzen des US-Energiekonzerns mit hohen Gewinnen testiert, obwohl der Konzern eigentlich Verluste schrieb. Arthur Andersen war bis zu seiner Zerschlagung auch der Wirtschaftsprüfer von Refco, der langjährige Broker von Flöttl.

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