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Gewerkschaft gegen Allein-Auswahl durch Direktor

Gegen eine alleinige Auswahl der Lehrer durch den Direktor spricht sich der Vorsitzende der Pflichtschullehrer-Gewerkschaft, Walter Riegler, aus.

Grundsätzlich sei es nicht schlecht, wenn sich jemand sein Team selbst zusammenstelle, so Riegler im Ö1-“Morgenjournal”: “Aber man kann nicht nur die positiven Seiten sehen. Nämlich es gibt nicht nur die tolle Schule, die sich den besten Lehrer aussuchen kann, es gibt dann natürlich auch Standorte, die weniger attraktiv sind, und wer sorgt in diesem Konzept dafür, dass dieser Schulleiter dort auch Lehrer kriegt?” Vorstellen kann sich Riegler aber ein stärkeres Mitspracherecht der Direktoren.

Im Normalfall hätten Direktoren keine rechtliche und kaufmännische Ausbildung, so Riegler gegenüber der APA. Die Vorstellung, dass Schulleiter künftig Inserate aufgeben sollten, die passenden Bewerber auswählen und mit eigenen Juristen dann Dienstverträge ausverhandeln sollten, sei eine “Schnapsidee”. Personalrequirierung sei in jedem größeren Unternehmen ein Profijob, den man nicht jemandem überlasse, der dafür nicht ausgebildet ist. Sehr wohl vorstellbar ist für Riegler dagegen ein etwa beim Landesschulrat eingerichteter Lehrer-“Pool”: Der Direktor könne dort seinen Wunsch nach einem Lehrer formulieren, erhalte dann einige Kandidaten vorgeschlagen und suche sich davon den für ihn bestgeeigneten aus.

In vielen Landesschulräten gebe es jetzt schon Listen, die unter anderem auch Reihungskriterien wie etwa die Studienleistungen, diverse Zusatzqualifikationen oder die Wartezeit beinhalten. Nicht einsehbar sei es vom Objektivitätsstandpunkt her, wenn ein Bewerber frisch von der Hochschule weg einem bereits länger wartenden mit vergleichbaren Leistungen und Qualifikationen vorgezogen werde. Dass Direktoren aber bei der Auswahl miteinander vergleichbarer Kandidaten mehr mitreden dürfen, findet Riegler durchaus in Ordnung: “Es gibt ja auch gute Lehrer, die in ein bestimmtes Lehrerteam nicht passen, wo an einer anderen Schule aber alle glücklich sind.”

Nicht glücklich ist Riegler mit dem Vorschlag von Unterrichtsministerin Claudia Schmied (S), alle Lehrer zu Bundeslehrern zu machen. Dabei gehe es ja nicht darum, die Lehrer einfach bei sich zu haben, sondern vor allem über deren Einsatz zu befinden. Wenn man von Wien aus die Entscheidung treffe, ob man einen Lehrer in ein Tiroler Bergdorf schicke oder eben die Schule schließe, werde diese eher rein von der Kostenseite gesehen und damit negativer ausfallen als wenn diese in der Region falle, so der Gewerkschafter. So werde die ländliche Infrastruktur weiter zerstört, befürchtete Riegler und verwies auf die Schließung von Postämtern und Polizeistationen durch Zentralbehörden.

Das Argument, dass der Bund ohne die Zuständigkeit für die Lehrer keine Finanzsteuerung vornehmen könne, lässt Riegler nicht gelten. Wenn dies stimmen würde, gebe es ja keinen Finanzausgleich: In diesem schreibe der Bund ja schon jetzt mittels einen Schlüssels für die Anzahl von Schülern pro Lehrer vor, wie viele Landeslehrer finanziert werden.

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