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Gewaltschutz: Frauenring kritisiert "politische Gleichgültigkeit"

maria Rösslhumer vom Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser fordert die Einrichtung eines Krisenstabes für Gewaltschutz.
maria Rösslhumer vom Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser fordert die Einrichtung eines Krisenstabes für Gewaltschutz. ©APA/GEORG HOCHMUTH
Am Donnerstag kritisierte der Österreichische Frauenring (ÖFR) die "politische Gleichgültigkeit" bezüglich der Gewalt an Frauen.
Ehepaar in Wien-Hietzing tot aufgefunden

Tags zuvor war in Wien die Tötung einer 48-Jährigen bekannt geworden, die mutmaßlich vom Ehemann, der dann Suizid verübte, mit einem Messer umgebracht worden war. "In den ersten zwölf Wochen wurden bereits sieben Frauen ermordet", zeigte sich Frauenring-Vorsitzende Klaudia Frieben bestürzt.

Gewaltschutz: Frauenring kritisiert "politische Gleichgültigkeit"

"Bei besonders gefährlichen Gewalttätern reichen die derzeitigen Maßnahmen nicht aus", sagte Frieben. Nötig seien flächendeckende Gemeinwesenarbeit - wie das Projekt "StoP-Stadtteile ohne Partnergewalt" - und multiinstitutionelle Fallkonferenzen, forderte Maria Rösslhumer, stv. Vorsitzende des ÖFR. Trennung und Scheidungsabsichten seien "die höchsten Risikofaktoren für Frauen, so auch beim gestrigen Frauenmord".

Rösslhumer fordert die Einrichtung eines Krisenstabs

Frieben und Rösslhumer fordern die Einrichtung eines Krisenstabs. Zudem müssten Expertinnen aus dem Opferschutzbereich stärker eingebunden werden. "Hier wird seitens der Regierung nicht mehr auf diese Expertisen gehört", meinte Frieben. Den Maßnahmen aus dem Gewaltschutzpaket 2021 fehle nicht nur ein ganzheitlicher Ansatz, sondern auch die notwendigen Mittel, erneuerte sie die Forderung nach 228 Millionen Euro jährlich und 3.000 Vollzeitarbeitsplätzen zusätzlich.

Unabhängige Koordinierungsstelle für Gewaltschutz gefordert

Die Empfehlungen der Expertinnen seien eindeutig, sagte dazu SPÖ-Frauenvorsitzende Eva-Maria Holzleitner, die zudem eine unabhängige Koordinierungsstelle für nötig hält. Koordinierende und Umsetzende seien in den Ministerien "die gleichen Personen. Die eingerichtete interministerielle Arbeitsgruppe ist weder unabhängig genug, um objektiv zu beobachten, noch in der Lage, Maßnahmen anzuordnen, wie das der Artikel 10 der Istanbul-Konvention vorsieht". Die von Österreich unterzeichnete Konvention ist das erste völkerrechtlich verbindliche Instrument zur Bekämpfung aller Formen von Gewalt an Frauen in Europa.

Sieben Femizide in Österreich in diesem Jahr

"Es ist der siebente Femizid in diesem Jahr. Es sind keine Beziehungsdramen, sondern brutale Morde an Frauen, ausgeübt von Männern, die Macht ausüben", betonte Holzleitner.

Die am Dienstagabend in Hietzing entdeckte Bluttat ist laut APA-Zählung heuer der dritte vollendete mutmaßliche Femizid, begangen durch (Ex-)Partner. Vier weitere Frauen wurden in diesem Zeitraum getötet, eine von ihrem Sohn, eine von einer anderen Frau, zwei durch Personen ohne Nahverhältnis; außerdem ein sechsjähriges Mädchen durch seinen Vater, der anschließend Selbstmord beging.

(APA/Red)

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