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Gewaltbereitschaft steigt mit Temperaturen

Bei hochsommerlichen Temperaturen nimmt in Großstädten die Gewaltbereitschaft zu. Diese Entwicklung ist auch in Wien zu beobachten.

Bei der Staatsanwaltschaft trudeln dieser Tage überdurchschnittlich viele Anzeigen ein, das Kriseninterventionszentrum „hat für den Sommer außergewöhnlich viele Klientenkontakte“, wie dessen Leiter Claudius Stein am Freitag der APA erzählte.

Das Kriseninterventionszentrum hat in den vergangenen zwölf Monaten 1.660 Klienten betreut. Davon waren 9,7 Prozent Opfer von Gewalt, die jeweils fünf bis zehn Therapiesitzungen in Anspruch genommen haben.

„Viele Leute erleben die derzeitige Hitze als belastend. Menschen, die grundsätzlich eine Tendenz in diese Richtung haben, können ihre Gefühle und Impulse dann oft nicht mehr kontrollieren. Es kommt zu Aggressionsschüben und Eskalationen“, so Stein.

Bei der Polizei und der Staatsanwaltschaft gibt es zwar keine offizielle Statistik, „aber von den Kollegen, die an heißen Tagen und nicht Nächten Journaldienst haben, höre ich immer wieder, dass da mehr zu tun ist“, ließ Gerhard Jarosch, der Sprecher der Anklagebehörde, die APA wissen. Vor allem gefährliche Drohungen und Körperverletzungen werden von der Polizei dann vermehrt zur Anzeige gebracht.

„Speziell in Familien, wo es kriselt, ist die drückende Hitze oft der zündende Funke für Gewaltausbrüche“, berichtet ein alt eingesessener Staatsanwalt aus langjähriger Erfahrung. Bei Temperaturen jenseits der 30 Grad wisse er, was ihn im Journaldienst erwarte: „Da werden die Leut’ narrisch. Das ist in diesem Ausmaß ansonsten eigentlich nur bei Vollmondnächten zu beobachten.“

Oberst Christian Stella von der Wiener Polizei bestätigte auf Anfrage, dass bei brütender Hitze zu körperlicher Gewalt neigende Menschen oftmals die Exekutive auf den Plan rufen. Da im Hochsommer viele Wienerinnen und Wiener aber im Urlaub sind, bezweifelt Stella, dass die Polizeieinsätze in den vergangenen Tagen stark zugenommen haben: Viele „Stammkunden“ seien zum Glück derzeit gar nicht in der Stadt, gab der Polizeioffizier der APA zu verstehen.

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