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Gewalt ist keine Lösung

Schauspieler Uwe Ochsenknecht hält Gewalt für ein untaugliches Mittel der Konfliktlösung - anders als der von ihm verkörperte Hotelbesitzer im Film "Bluthochzeit", der in den Kinos anläuft.

„Ich denke, wir müssen alle versuchen, mit allen Mitteln, die wir haben, als intelligenteste Lebewesen auf diesem Planeten uns auch mal so zu verhalten“, sagte der Mime im Interview der Nachrichtenagentur AP. Ochsenknecht stellt in dem Film „Die Bluthochzeit“, der Donnerstag in die Kinos kommt, einen Hotelbesitzer dar, der sich mit Waffengewalt gegen seinen Widersacher wehrt. Im Folgenden das Interview im Wortlaut:
AP: Wie viel Leid erträgt Uwe Ochsenknecht, bis er ausrastet?
Ochsenknecht: Eigentlich bin ich ein Mensch mit viel Geduld und sehr gutmütig. Ich tun niemand anderem etwas zu Leide, ich akzeptiere und toleriere alle Menschen so, wie sie sind, solange sie mich in Ruhe lassen und mich nicht in irgendeiner Form verletzen oder mir auf den Keks gehen. Aber auch dann, wenn jemand versucht, mir bewusst auf den Keks zu gehen, dann versuche ich heutzutage wie ein erwachsener Mensch den Konflikt vernünftig zu lösen und ihm nicht auf die Fresse zu hauen oder so etwas. Das war auch nie mein Ding. Wenn man zu Hause drei Kinder in der Familie hat, dann rastet man schon einmal aus. Ich glaube, das kennt jeder. Aber das wird nie so weit gehen, dass ich meine Kinder schlage. Das habe ich noch nie getan und werde es auch nie tun, weil ich weiss selbst, wie das ist.

AP: Ist es vorstellbar, dass Sie die Kontrolle über sich und die Dinge verlieren?
Ochsenknecht: Wir kennen alle diese Interviews aus dem Fernsehen, wo die Nachbarn von Mördern oder Kidnappern auf die Frage danach, was der für ein Mensch sei, sagen „Ich kann das gar nicht verstehen, das war so ein netter Mensch, so hilfsbereit und immer nett und sympathisch, dass der jetzt seine Kinder umgebracht hat.“ Ich glaube, in uns allen lodert ein Potenzial. Das sind Urinstinkte, die plötzlich angestachelt werden und hochkommen, und man wundert sich selber, zu was man plötzlich fähig ist. Bleibt nur zu hoffen, dass es gar nicht passiert oder nicht so oft und dann auch im Rahmen bleibt.

AP: Der Franz Berger im Film greift schliesslich zu Waffe. Gibt es für Uwe Ochsenknecht die Option einer gewaltsamen Konfliktlösung?
Ochsenknecht: Nie, nie, nie! Die Spezies Mensch, von der ich nicht so viel halte, rühmt sich immer damit, dass sie die Schlauesten wären und die Intelligentesten. Nur verhalten sie sich blöder als Tiere, manchmal. Ich denke, wir müssen alle versuchen, mit allen Mitteln, die wir haben, als intelligenteste Lebewesen auf diesem Planeten uns auch mal so zu verhalten.

AP: Was kann man aus „Die Bluthochzeit“, wo es ja auch um Konflikte innerhalb einer Familie geht, darüber ablesen?
Ochsenknecht: Der Regisseur nennt den Film einen Anti-Kriegs-Film, und da hat er völlig recht. Familie ist ein Kleinstaat. Da kann man das alles sehr schön üben und die Kinder bieten einem alle Gelegenheiten, sich durch den Dialog mit ihnen noch einmal Gedanken über das eigene Verhalten zu machen. Insofern ist Kinder zu haben eine absolute Bereicherung, vorausgesetzt, man lässt sich wirklich auf sie ein, was oft sehr anstrengend ist, aber es lohnt sich letztendlich. Wenn schon in einem Kleinstaat Familie Konflikte nicht gelöst werden, wie sollen sie dann in er Welt gelöst werden?

AP: Der Film behandelt auch das Thema Vater-Sohn-Beziehungen und Stolz. Wie machen Ihre Söhne Sie stolz?
Ochsenknecht: Ich bin oft so mit Erziehung beschäftigt und damit, alles richtig zu machen, was in der Kindererziehung natürlich nie gelingt, dass ich den Stolz auf lange Strecken vergesse und gar nicht daran denke. Aber jetzt, in der Phase, wo die Söhne sehr schnell reifen – die sind 13 und 15 – und sich von Monat zu Monat verändern, dann sitze ich manchmal da und denke: „Scheisse, das ist echt mein Sohn, jetzt ist er fast grösser als ich.“ Ich kann mich noch erinnern, wie ich den, wo er Zähnchen gekriegt hat, im Arm geschaukelt hab’ nachts, weil er Schmerzen hatte, und jetzt sitzt so ein grosser Lackel vor mir da und diskutiert mit mir über tolle Sachen und hat auch was zu sagen. Das ist wunderschön, wenn man das so erleben darf. Vaterstolz? Ehrlich gesagt, ich will mich auch gar nicht so auf das Gefühl einlassen, weil das gleich wieder behaftet mit Druck emotionaler Art. Stolz, das heisst, man kann nur stolz sein, wenn sie auch was bringen, die müssen einem ja einen Grund liefern, um stolz sein zu können. Das ist mir schon wieder viel zu stressig. Also ich bin stolz darauf, nein, das ist das fasche Wort, ich freue mich, wenn es vernünftige Menschen werden, die Freude am Leben haben und ihr Leben leben und hoffentlich gesund bleiben und auch ein bisschen Glück haben. (Die Fragen stellte Jörg Aberger)

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