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Gewalt in Kenia eskaliert: Frauen und Kinder in Kirche verbrannt

Grausame Eskalation der Gewalt in Kenia: Dutzende Frauen und Kinder sind in einer Kirche bei lebendigem Leibe verbrannt. Nach Medienberichten suchten sie Zuflucht vor einem gewalttätigen Mob, der das Gotteshaus jedoch in Brand steckte.

Das kenianische Rote Kreuz bestätigte am Dienstag den Vorfall und sprach von etwa 50 Toten. In der Kirche seien zumeist Frauen und Kinder gewesen, hieß es.

Hintergrund der Tragödie ist der umstrittene Ausgang der Präsidentenwahl. Nachdem der 76 Jahre alte Amtsinhaber Mwai Kibaki am Sonntagabend zum Sieger erklärt worden war, brachen in Teilen des ostafrikanischen Landes blutige Unruhen aus. Bis Dienstag fielen den gewalttätigen Ausschreitungen laut Polizei fast 300 Menschen zum Opfer.

Der Angriff auf die Kirche ereignete sich im Ort Eldoret im Westen Kenias, wo Oppositionskandidat Raila Odinga besonders viele Anhänger hat. Odinga akzeptiert das Wahlergebnis nicht und spricht von Manipulation. Er rief für Donnerstag zu Massendemonstrationen im ganzen Land auf. Den Wahlsieg Kibakis bezeichnete er als “zivilen Putsch”. Der 76-Jährige könne nur mit Unterstützung des Militärs regieren.

Der Pastor in Eldoret, Boaz Mutekwa, sagte dem britischen Sender BBC, Hunderte Menschen wären in das Gotteshaus geflüchtet. Die meisten Opfer gehörten wie Kibaki der Volksgruppe der Kikuyu an, so der Geistliche. Nach Angaben des Roten Kreuzes wollten viele aus der Flammenhölle fliehen, seien aber außerhalb der Kirche von Angreifern attackiert worden.

Die blutigen Proteste gegen das Wahlergebnis haben nach Angaben des Roten Kreuzes bereits Zehntausende Menschen in die Flucht getrieben. Im Westen des Landes zählte die Organisation rund 70.000 Flüchtlinge, wie der Generalsekretär des kenianischen Roten Kreuzes, Abbas Gullet, am Dienstag sagte. Laut der Hilfsorganisation zeigten Luftaufnahmen in Westkenia Hunderte brennende Häuser, angezündete Farmen und alle zehn Kilometer Straßensperren. Gullet sprach von einer “nationalen Katastrophe”. Behördenvertretern in Uganda zufolge hat eine Fluchtbewegung in das Nachbarland eingesetzt. Hunderte Angehörige des Volkes der Kikuyu hätten bereits die Grenze nach Uganda überquert.

Ein ranghoher Vertreter der Polizei sprach angesichts der Gewalt im Rift-Tal, wo auch Eldoret liegt, von “ethnischer Säuberung”. “Eine Volksgruppe geht gegen eine andere vor, das kann als ethnische Säuberung bezeichnet werden”, sagte er. Einem Kommandanten zufolge erhielt die Polizei in Eldoret Schießbefehl gegen Aufständische. Neben Eldoret ist die südlich davon gelegene Stadt Kisumu ein Brennpunkt der Unruhen. In der Neujahrsnacht wurden dort nach Angaben der Polizei und einer Leichenhalle mindestens 66 Todesopfer gefunden.

UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon rief die Bevölkerung zur Ruhe auf. Die Europäische Union forderte ein Ende der Gewalt. Die USA äußerten sich besorgt über “Unregelmäßigkeiten” bei der Stimmenauszählung. Auch die EU-Wahlbeobachter in Kenia sprachen sich für eine unabhängige Untersuchung des Wahlergebnisses aus. Sie erklärten, bei dem Urnengang sei gegen wichtige Standards verstoßen worden.

Die Wahlkommission hatte Kibaki am Sonntagabend mit 230.000 Stimmen Vorsprung vor Odinga zum Wahlsieger erklärt. Nach Auszählung der Stimmen in 90 Prozent der Wahlkreise war noch der Oppositionskandidat in Führung gelegen.

Unterdessen wurden Lebensmittel und Benzin im Land knapp. Viele Geschäfte haben seit den Wahlen geschlossen. In Supermärkten, die wenigstens vorübergehend geöffnet hatten, kam es zu Hamsterkäufen, wie die Zeitung “The Standard” berichtete.

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