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Gewalt in der Familie öfter gemeldet

Größerer Bekanntheitsgrad der Einrichtungen und mehr Mut der Opfer - das sind für Österreichs Interventions-Stellen gegen Gewalt in der Familie die Hauptgründe dafür, dass die Zahl der registrierten Fälle Schritt für Schritt angestiegen sind.

Gute Erfahrungen haben die meisten Interventionsstellen auch mit der Zusammenarbeit mit Polizei und Justiz gemacht – trotz des am Montag bekannt gewordenen Umstandes, dass das Gericht den Antrag auf Betretungsverbot des Mordopfers Cordula K. aus Wien-Simmering abgelehnt hat.

In Wien hat die Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie 3.177 Fälle im Vorjahr registriert. Gegenüber 2004 bedeutete das einen Anstieg um rund 28 Prozent. Der Trend dürfte sich heuer fortsetzen. Im ersten Halbjahr 2006 setzte sich dieser Trend fort – die Einrichtung registrierte ein Plus von rund 30 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Exekutive leitet jede Meldung über einen Gewaltakt gegen Frauen an die Interventionsstelle weiter, diese bietet – im Rahmen ihrer Möglichkeiten – den Opfern Hilfe an. Die Ablehnung des Antrags auf Betretungsverbot ist nach den Erfahrungen der Betreuer eher die Ausnahme, normalerweise werden vier von fünf dieser Ersuchen von den Gerichten in Wien positiv beschieden.

Auch in Niederösterreich gibt es einen Anstieg: Wurden im Jahr 2004 etwa 500 Personen von der Polizei weggewiesen, so suchten im Vorjahr 812 überwiegend Frauen um Hilfe an. 606 Wegweisungen wurden ausgesprochen. Die Zunahme führte Charlotte Aykler von der Kriseninterventionsstelle Niederösterreich primär darauf zurück, dass sich „die Zusammenarbeit mit der Exekutive verbessert hat“. Überdies würden Frauen Unterstützungsangebote außerhalb der eigenen vier Wände immer mehr in Anspruch nehmen.

In Oberösterreich gab es 2005 mehr als 550 Betretungsverbote und Wegweisungen, im ersten Halbjahr 2006 waren es bereits 300. Die Zahl ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen, was man bei der Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie in Linz darauf zurückführt, dass die Frauen immer besser über ihre Möglichkeiten informiert werden, berichtete die Leiterin der Einrichtung, Maria Schwarz-Schlöglmann, im Gespräch mit der APA.

Im Vorjahr hat man in Linz 865 Klientinnen betreut. Tragisches Detail: In 225 Fällen wurde in Anwesenheit der Kinder Gewalt gegen die Mutter ausgeübt, 99 Mal wurden die Kinder auch selbst Opfer häuslicher Gewalt. 206 Familienstreitigkeiten endeten mit dem Antrag auf eine einstweilige Verfügung, sagte Schwarz-Schlöglmann. Die Zusammenarbeit mit Polizei und Gerichten funktioniere gut, vor allem die Einführung speziell ausgebildeter Kontaktbeamter habe sich bewährt. Dennoch seien laufend Schulungen nötig.

Im Bundesland Salzburg gab es im vergangenen Jahr 322 Wegweisungs- und Betretungsverbote (2004: 310). 1999 lag die Zahl bei 245, doch würde die Steigerung nichts aussagen. Das Instrumentarium „Schutz“, das heißt die Polizei, sei sensibler geworden, sagte die Geschäftsführerin der Salzburger Interventionsstelle, Renee Mader. 149 einstweilige Verfügungen habe es im Jahr 2005 (2004: 131) gegeben (bei den einstweiligen Verfügungen sind allerdings die Zahlen jene, die von der Interventionsstelle bzw. Klientinnen eingereicht wurden).

Auch die Richterschaft zeichne sich durch eine sehr hohe Sensibilität aus, so Mader. „Gewalt hat es immer gegeben und kommt nie aus heiterem Himmel heraus. Zuerst sind es Beschimpfungen, Kontrollen etc., dann setzt es sich mit ersten Übergriffen bis hin zu Gewalttätigkeiten fort“, so die Geschäftsführerin der Interventionsstelle. Gewalt gegen Frauen zeichne sich vor allem dadurch aus, dass die Männer Macht und Kontrolle ausüben wollen. „Männer wollen nichts erklärt bekommen, mit ihnen reden nützt nicht viel“, so Mader.

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