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Gewalt an Schulen steigt: Mehr Psychologen ab 2009 im Einsatz

"Das Schulklima wird rauer. Und die Schule ist ein Ort, der gesellschaftliche Probleme früh aufzeigt", sagt Unterrichtsministerin Claudia Schmied - und will mit einem Fünf-Punkte-Programm gegen Gewalt gegensteuern.

20 Prozent mehr Schulpsychologen ab 2009, eine Aus- und Weiterbildungsoffensive bei Pflichtschullehrern, mehr Programme zur Gewaltprävention und Verhaltensvereinbarungen an allen Schulen sowie ein jährliches Vernetzungstreffen aller mit Gewaltprävention befassten Akteure – das sind die Maßnahmen eines Fünf-Punkte-Programms gegen Gewalt, das Unterrichtsministerin Claudia Schmied (S) am Freitag bei einer Pressekonferenz in Wien präsentiert hat.

Beim ersten Anti-Gewalt-Gipfel diskutierten im Anschluss 600 Experten – von Schulaufsicht und Schulpartnern bis zu Polizei, Schulpsychologen und Nicht-Regierungsorganisationen – über das weitere, koordinierte Vorgehen gegen Gewalt an Schulen und die Verbesserung bestehender Präventionsmaßnahmen.

Gleichzeitig hat Schmied den 28. November zum österreichweiten Aktionstag gegen Gewalt an der Schule erklärt und alle Standorte dazu aufgefordert, den Tag speziellen Projekten zu diesem Thema zu widmen. Untersuchungen zeigten in Österreich zwar keine dramatische Zunahme an Gewalttaten, so Schmied. “Aber das Schulklima wird rauer. Und die Schule ist ein Ort, der gesellschaftliche Probleme früh aufzeigt.”

Das Fünf-Punkte-Programm im Detail: Im kommenden Jahr soll es mehr Schulpsychologen geben, Schmied kündigte eine Aufstockung um 20 Prozent auf 180 Planstellen an. Ein weiterer Schwerpunkt 2009: verstärkte Kooperation mit außerschulischen Partnern und Modellprojekte zum Einsatz von Sozialarbeitern an Schulen. Bei der Lehrerausbildung soll es ab dem Studienjahr 2009/10 ein für alle Pflichtschullehrer verpflichtendes Modul zur Stärkung sozialer Kompetenzen geben, in der Fortbildung werden verstärkt Hochschullehrgänge zur Gewaltprävention angeboten.

Schmied wiederholte außerdem ihre Forderung, dass es an allen Schulen zwischen Schülern, Lehrern und Eltern geschlossene Verhaltensvereinbarungen geben soll. Derzeit gibt es diese an 50 Prozent der Standorte.

An den Schulen sollen außerdem erfolgreiche Gewaltpräventionsprogramme ausgebaut werden: “Faustlos” soll als ein Programm für Volksschulen 2009 in doppelt so vielen Klassen wie jetzt zum Einsatz kommen. Das bisher auf Wien beschränkte Programm “WiSK” soll künftig an Hauptschulen und AHS-Unterstufen in ganz Österreich durchgeführt werden. Unter Einbindung von Lehrern und Eltern werden dabei die sozialen Kompetenzen von Schülern gefördert und so aggressives Verhalten reduziert, erklärte die Wiener Bildungspsychologin Christiane Spiel, die das Programm entwickelt hat.

Spiel verwies auf Studien, wonach Kinder in einem gewaltfreien Umfeld bessere Leistungen erbringen. Präventionsprogramme hätten allerdings nur als nationale Initiative Sinn, alle Lehrer an den jeweiligen Schulen müssten konsequent danach handeln und Schüler wie Eltern das Programm mittragen.

Der deutsche Psychologe Friedrich Lösel, derzeit Direktor des kriminologischen Instituts der Universität Cambridge, hob die Verantwortung der Gesellschaft bei der Gewaltprävention hervor. Diese “muss sich wieder darauf besinnen, was Jugendliche brauchen”. Frühzeitig vorbeugen müsse man bei jenen fünf Prozent meist männlicher Jugendlicher, die bereits im jungen Alter durch Aggressivität auffallen.

Diese blieben oft aggressiv, ein Gutteil werde in der Folge kriminell. “‘Bullies’ verursachen langfristig hohe Kosten”, so Lösel. Addiere man Maßnahmen wie Pflege, Heimbetreuung, Gerichtsverfahren und Strafvollzug koste ein Bully den Staat über eine Million Euro. Die Lösung laut Lösel: “Kinder aus Risikofamilien sollten von der Geburt an betreut werden.”

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