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Gesundheits-Tee als "Krankmacher"

Es ist nicht alles gesund, was grün ist: Puh-Erh-Tee ist mit Pilzen über den Grenzwerten verseucht und muss sogar als "fäkalien-verunreinigt" bezeichnet werden.

Es ist nicht alles gesund, was grün ist – vor allem nicht, wenn Puh-Erh-Tee mit Pilzen über den Grenzwerten verseucht und sogar als “fäkalien-verunreinigt” bezeichnet werden muss. Das ist das Ergebnis von Untersuchungen österreichischer Proben des angeblichen Wunderprodukts von Experten der Institute für Pharmakognosie und Analytische Chemie der Universität Wien sowie des Instituts für Milchforschung und Bakteriologie der Wiener BOKU mit Hilfe des Vereins für Konsumenteninformation (VKI).

“Wieder einmal erweist sich eine sehr rasch bekannt gewordene ’Droge’ bei näherer Betrachtung als wenig vertrauenswürdig”, schreiben die Experten – unter ihnen der Vorstand des Instituts für Pharmakognosie der Universität Wien, Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Kubelka – in der neuesten Ausgabe der Österreichischen Apothekerzeitung.

Kubelka, seit vielen Jahren wissenschaftlich seriöser Verfechter der Phytotherapie und Erforscher der Pflanzenwelt in Sachen Pharmazie, und seine Co-Autoren setzten sich aus folgenden Gründen auf die Spur des Hit-Produkts: “Pu-Erh-Tee, eine Teedroge, die auch in umfangreichen Standardwerken der Drogenkunde nicht aufzufinden ist, und noch vor kurzem bei uns völlig unbekannt war, fand durch massive Werbung und gezieltes mediales Lobbying binnen weniger Tage Eingang in die mitteleuropäische Kräuterszene und entwickelte sich zum Kassenschlager von Apotheken, Drogerien und Teehäusern.”

Die Fachleute weiter: “Obwohl nicht als Arzneimittel deklariert, wurde von den Verteibern mit gesundheitsbezogenen Angaben (Stärkung des Immunsystems, Entschlackung des Körpers, Anregung des Leberstoffwechsels, Normalisierung des Cholesterinspiegels, rascher Abtransport von Nikotin aus dem Körper, rascher Abbau von Alkohol, (…) und Schlagworten wie ’Fettkiller’ (’10,8 Kilogramm in vier Wochen’) geworben.”

Um die Qualität des in Österreich verkauften Puh-Erh-Tees zu prüfen, versicherten sich die Wissenschafter der Zusammenarbeit mit dem Verein für Konsumenteninformation. Proben des Tees sowie von Fertigpräparaten (Kapseln) wurden “in ganz Österreich in Apotheken, Drogerien und Teehäusern eingekauft und Untersuchungen zur Botanik, zu den Inhaltsstoffen, zur mikrobiellen Belastung und zu Rückständen von Pflanzenschutzmitteln durchgeführt”.

Insgesamt wurden 13 Proben von Puh-Erh-Tee, zwei Kontrollproben von “normalem” schwarzen bzw. grünen Tee und sechs Proben von Puh-Erh-Tee-Kapseln gezogen. Die Untersuchungsergebnisse waren bei weitem nicht zufriedenstellend.

Die Geruchsprobe: “Der Geruch der Muster reicht von leicht aromatisch bis unangenehm. (…) Der Aufguss verliert den aromatischen Geruch, je nach Muster konnte ein leicht modriger bis hin zu stark an Fäkalien erinnernder Geruch und Geschmack festgestellt werden.”

Bedenklich wurde es beim genaueren Hinschauen durch das Mikroskop:
“Alle Teedrogen lassen bereits im mikroskopischen Bild eine starke Verpilzung und Bakterienbefall erkennen. (…) Die Grenzwerte für Pilze (max. 10 hoch fünf pro Gramm, Anm.) werden bei zehn der 15 Proben überschritten.” (5.11.99)

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