AA

"Gesunde Watsche" schadet laut 29 Prozent der Jugend nicht

24 Prozent der Befragten gaben an, dass sie selbst schon einmal von ihren Eltern eine Ohrfeige bekommen hätten.
24 Prozent der Befragten gaben an, dass sie selbst schon einmal von ihren Eltern eine Ohrfeige bekommen hätten. ©pixabay.com (Sujet)
Laut 29 Prozent der Jugend schadet eine "gesunde Watsche" nicht. Das hat eine Studie ergeben. Laut der oberösterreichischen Jugendanwältin Winkler-Kirchberger sei das Ergebnis "alarmierend".

29 Prozent der Jugendlichen stimmen der Aussage "eine gesunde Watsche hat noch keinem Kind geschadet" selbst zu. Das ergab eine am Dienstag in Linz präsentierte Studie im Auftrag der Kinder- und Jugendanwaltschaften Österreichs. Neben Gewalt in der Familie und unter Gleichaltrigen wird dabei auch das Problem von Gewalt und Mobbing durch Lehrer in den Fokus gerückt: 35 Prozent gaben an, dass dies zumindest gelegentlich vorkomme.

Auswirkungen des Lockdowns noch nicht klar

Für die Jugendstudie "Recht auf Schutz vor Gewalt" wurden vom Institut für Jugendkulturforschung 1.000 repräsentativ ausgewählte 14- bis 18-Jährige befragt. "Mitten in der Feldforschung hat uns der Lockdown getroffen", so Institutsleiter Bernhard Heinzlmaier. Wie sich der Lockdown konkret ausgewirkt hat, kann man allerdings noch nicht so genau sagen: "Die Unter-Zwölfjährigen haben wir gar nicht erreicht", schilderte die oberösterreichische Jugendanwältin Christine Winkler-Kirchberger ihre Arbeit in dieser Zeit. Die älteren hätten sich verstärkt gemeldet, viele würden sich aber auch erst jetzt rühren. Klar sei jedenfalls, dass jene, die schon vorher Mobbing erlebten, in dieser Zeit stärker von Cybermobbing betroffen waren und damit die Isolation besonders schlimm empfunden haben.

Burschen tolerieren häusliche Gewalt eher

"Alarmierend" ist für Winkler-Kirchberger, dass neun Prozent der Jugendlichen der Aussage "eine gesunde Watsche hat noch keinem Kind geschadet" sehr und weitere 20 Prozent eher zustimmen. Hier fällt besonders auf, dass Burschen häusliche Gewalt viel eher tolerieren als Mädchen und Jugendliche aus niedrigen Bildungsschichten viel mehr als solche aus höher gebildeten Milieus. 24 Prozent der Befragten gaben an, dass sie selbst schon einmal von ihren Eltern eine Ohrfeige bekommen hätten.

Gewalterfahrungen auch bei Event, Internet und Schule

Viel häufiger als im Elternhaus sind Gewalterfahrungen allerdings bei Events, auf öffentlichen Plätzen, im Internet und in der Schule. 13 Prozent der Befragten gaben an, dass es in ihrer Schule häufig zu Mobbing und Gewalt unter Jugendlichen komme, weitere 44 Prozent sind zumindest ab und zu mit dem Problem konfrontiert - macht insgesamt 57 Prozent. Auffallend ist, dass auch hier das Problem in einem Umfeld mit niedriger Bildung deutlich größer ist als in einem Milieu mit hohem Bildungsgrad, wie Heinzlmaier erläuterte.

Gewalt und Mobbing auch durch Lehrer

Neben der Gewalt unter Gleichaltrigen wurde aber auch jene, die von Lehrern ausgeht, abgefragt: Acht Prozent sagten, dass Mobbing und Gewalt durch Lehrer häufig vorkommen, weitere 27 Prozent nehmen das zumindest ab und zu wahr. Auch hier gibt es ein Gefälle nach dem Bildungsniveau.

Es gebe viele Lehrer, die nichts bemerken, lieber wegsehen oder einfach überfordert seien, so die Tiroler Jugendanwältin Elisabeth Harasser. Zu einem Disziplinarverfahren komme es selten, meist würden die Pädagogen einfach versetzt und dann wieder in alte Muster zurückfallen. Oft sei auch die Beweisbarkeit ein Problem, weil der Aussage eines Lehrers mehr Gewicht zugemessen werde als der mehrerer Schüler, sagte Harasser. Und Eltern würden aus Angst vor Konsequenzen für ihre Sprösslinge oft nichts unternehmen oder zu lange warten. Die Folge seien oft psychosomatische Beschwerden von Kopfschmerzen bis hin zu Schulverweigerung. Harasser will daher den Umgang mit Mobbing bereits in der Lehrerausbildung besser verankert sehen, zudem brauche es mehr Schulsozialarbeiter.

(APA/Red)

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • "Gesunde Watsche" schadet laut 29 Prozent der Jugend nicht
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen