Die Auflösung der Bregenzer Ultras, das gestohlene Transparent und die erhöhte Polizeipräsenz verleihen dem Derby zwischen SW Bregenz und Austria Lustenau am Samstag (14.30 Uhr) im Bregenzer ImmoAgentur-Stadion eine zusätzliche Schärfe.
"Wir sind mit einer deutlich größeren Anzahl an Beamten im Einsatz als bei anderen Spielen", erklärt Einsatzleiter Christian Ertl im Gespräch mit VOL.AT. Wie viele Polizisten genau vor Ort sein werden, bleibt geheim. Klar ist aber, dass der Diebstahl eines Fanbanners die Sicherheitslage verschärft hat.
Das verlorene Herz der Bregenzer Ultras
Vor gut einer Woche erklärten die Ultras Bregenz ihre Auflösung. Der Grund: ein Übergriff. "Bei einem mehr als fragwürdigen Angriff durch eine Überzahl weit abseits des Stadions auf dem Nachhauseweg haben wir unser Haupttransparent verloren", heißt es in einem Statement. Für die Gruppe war dieses Banner das Herzstück ihrer Identität.
Laut Polizei wurde das Transparent mit hoher Wahrscheinlichkeit von Fans aus Lustenau entwendet. Einsatzleiter Ertl warnt: "Wenn das Banner am Samstag im Gästesektor gezeigt wird, könnte das von Bregenzer Seite als gezielte Provokation verstanden werden. Das bereitet uns Sorgen." Denn in der Fanwelt ist der Verlust eines Banners mehr als ein Zwischenfall. Es ist ein Angriff auf die Ehre.
Baustelle sorgt für zusätzliche Herausforderungen
Als wäre das nicht genug, ist derzeit auf der Seeseite des Stadions eine große Baustelle im Gange. Das alte Hallenbad wird abgetragen. Der Zugang für die Gästefans führt mitten durch dieses Areal.
"Uns wurde von der Baustellenleitung und von SW Bregenz zugesichert, dass der Zugang ungehindert möglich sein wird", sagt Ertl. Aus polizeilicher Sicht sei es sogar ein Vorteil, dass die Nordseite gesperrt ist. So gibt es einen Puffer.
Dennoch bleibt ein Restrisiko. "Auf so einer Baustelle liegt naturgemäß viel herum, was im Falle einer Eskalation als Wurfgegenstand genutzt werden könnte. Wir rechnen aber nicht damit", so Ertl. Wichtig sei vor allem, dass alle Fluchtwege und Notausgänge frei bleiben.
Beobachten, nicht begleiten
Die Gästefans aus Lustenau haben angekündigt, sich um 11 Uhr in der Bregenzer Innenstadt zu treffen. Danach wollen sie gemeinsam entlang des Seeufers zum Stadion marschieren. Diese Praxis ist nicht neu. Auch die Polizei kennt sie. "Bei einem Derby sind immer relativ starke Emotionen im Spiel und die Lustenauer werden sicher wieder mächtig auftreten, auch mit Unterstützung aus Augsburg. Wir begleiten den Marsch nicht direkt, aber wir beobachten sehr genau, was passiert. Solange Dritte nicht gefährdet werden, gibt es für uns keinen Grund einzuschreiten", erklärt Ertl.
Auch bei Pyrotechnik und Vermummung setzt man auf Zurückhaltung. "Wir müssen abwägen, ob ein Einschreiten die Lage verschärfen würde. In vielen Fällen setzen wir lieber auf Maßnahmen im Nachhinein", sagt der erfahrene Polizist.
Zwei Fanlager auf einer Seite
Im Bregenzer Stadion befinden sich beide Fanlager auf derselben Seite. Das klingt brisant, wurde aber bisher gut gehandhabt. Wichtig sei vor allem, dass der Gästesektor gesichert ist. Beim Derby zwischen Lustenau und Altach am 13. April 2024 war eine Türe nicht abgeschlossen, was bereits vor Spielbeginn zu einer Auseinandersetzung geführt hat. "Das wird uns diesmal nicht passieren", verspricht Ertl.
Zusätzliche Polizisten werden an sensiblen Punkten eingesetzt. Ziel sei es, die Fanlager konsequent zu trennen und Eskalationen im Keim zu ersticken.
Ein Derby mit Symbolkraft
Für die Spieler geht es um Tore, für viele Fans um weit mehr. Das gestohlene Banner hat eine Dynamik entfacht, die selbst routinierte Beamte nachdenklich stimmt. "Es geht um Emotionen und leider auch um verletzte Ehre. Aber wir setzen alles daran, dass dieses Spiel friedlich bleibt", sagt Ertl abschließend.
Übrigens: Nach dem letzten Spiel, das Austria Lustenau in Bregenz bestritt, wurde die Absperrung zwischen Spielfeldrand und Fanblock aus der Verankerung gerissen und umgeworfen. Aber nicht nur der Zaun wurde in Mitleidenschaft gezogen. Auch die Toiletten und ein Tor auf dem Spielfeld wurden Teil der Verwüstung. Hunderte Sticker zierten Wände und Torstangen.
(VOL.AT)