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Gestillte Bedürfnisse

Bürs - Stillen liegt offenbar nicht mehr im Trend. Darauf lässt zumindest eine vom aks durchgeführte Studie schließen.

Insgesamt ging die Stillrate in den letzten zwei Jahren von 84 auf 79 Prozent zurück. Nur bei Nichtraucherinnen und Frauen, die eine natürliche Geburt hatten, steht Stillen nach wie vor hoch im Kurs. Für Elke Zimmermann kommt dieses Ergebnis doch überraschend. Zwölf Jahre lang arbeitete sie als Still- und Laktationsberaterin am LKH Bludenz. „In dieser Zeit gab es so viele tolle Projekte, dass ich eigentlich der Meinung war, sie hätten gefruchtet“, sagt sie ganz offen. Umso mehr freut die Mutter einer zweijährigen Tochter, dass wenigstens die Stilldauer gestiegen ist. Während 2005 noch 22 Prozent der Frauen die empfohlenen sechs Monate stillten, waren es 2007 bereits 36 Prozent.

Begleitung für Mütter

Auch Elke Zimmermann stillte ihren Nachwuchs von Anfang an. Aber es war ein schwieriger Start nach dem Notfallkaiserschnitt. Irgendwann und mit viel Mühe funktionierte es dann doch. „Als Stillberaterin steht man ja auch irgendwie unter dem Zwang, allen beweisen zu müssen, dass es geht“, erzählt sie freimütig. Mit ihren Klientinnen ist die Bürserin weniger streng. „Wir müssen auch akzeptieren, wenn eine Frau nicht will oder nicht kann.“ In solchen Fällen begleitet Elke Zimmermann die Mutter beim Abstillen und informiert sie über andere Ernährungsmöglichkeiten für den Nachwuchs. „Keine Frau braucht deshalb ein schlechtes Gewissen zu haben“, betont sie. Wiewohl auch kritische Töne aus ihrem Mund kommen. „Bei uns wird mitunter zu viel hinterfragt“, weiß die Regionalkoordinatorin der Stillberaterinnen. Und stellt klar: „Die Brust verändert sich in der Schwangerschaft und nicht während der Stillzeit.“ So viel zur Angst, dass Stillen einen Hängebusen verursacht. Doch Figurprobleme allein halten Frauen nicht vom Stillen ab. Die Zunahme von Kaiserschnitten spielt ebenso eine Rolle wie die steigende Zahl von Raucherinnen. „Viele von ihnen befürchten, dass sie dem Kind schaden, wenn sie es stillen“, so Zimmermann. Aber sie beruhigt: „Die Vorteile überwiegen deutlich.“ Auch Mütter mit Kaiserschnitt stillen weniger. Dafür wird die seit 2005 bestehende Stillhotline gut angenommen. Sie ist täglich von 8 bis 20 Uhr unter der Nummer 0664 /1 51 20 00 erreichbar. Auch Elke Zimmermann betreut diese Hotline. „Die Frauen sind froh über diese schnelle Hilfe, denn oft brauchen sie nur eine Bestätigung dafür, dass es richtig ist, was sie tun.“

An die Schulen

Etwa ein Viertel der Mütter, die nicht stillen wollen, können im Wochenbett noch motiviert werden. Der Grundstein müsse aber lange vor der Schwangerschaft gelegt werden. Deshalb ist nun an den Schulen verstärkt Bewusstseinsbildung angesagt. Dass es funktioniert, weiß Zimmermann von einem Projekt, das sie an der Volksschule Außerbraz durchführte. „Sogar die Buben waren mit Begeisterung dabei“, erinnert sie sich.

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