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Wien: Kurz trifft Landeshauptleute

Kurz trifft sich am Freitag mit den Landeshauptleuten.
Kurz trifft sich am Freitag mit den Landeshauptleuten. ©APA/ROBERT JAEGER
Am Freitag steht ein Treffen von Bundeskanzler Kurz und den Landeshauptleuten bevor. Der Kärntner Landeshauptmann Kaiser wollte sich vor dem Treffen noch nicht festlegen.


Die Landeshauptleute sind Freitagfrüh zu einem Gespräch mit Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) im Kanzleramt eingetroffen. Dabei steht die Frage, wie es nach der Umgestaltung der Regierung infolge des Ibiza-Skandals weitergehen soll, im Zentrum der Beratungen, und wohl auch das angekündigte Misstrauensvotum gegen Kurz in der Sondersitzung des Nationalrates am Montag.

Landeschefs bei Kurz eingetroffen

Als erster der Landeshauptleute erschien der Oberösterreicher Thomas Stelzer (ÖVP). Stelzer betonte, dass es darum gehe, Verantwortung zu zeigen: “Wir brauchen eine stabile Regierung mit Kurz.” Angesprochen darauf, ob die ÖVP eine Koalition mit den Blauen nach der Wahl ausschließen solle, meinte er: “Zunächst ist der Wähler am Wort, danach werden wir entscheiden. Das gebietet der Respekt vor dem Wähler.” Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) hob vor den wartenden Journalisten hervor, dass “die Krise der FPÖ nicht zur Krise des Landes” werden dürfe.

Auch Vorarlbergs Landeschef Markus Wallner (ÖVP) sagte, dass er versuchen werde, Überzeugungsarbeit für eine stabile Regierung zu leisten. Es gehe darum, mit den Stimmen der Länder ein Signal zu senden. Sein steirischer Kollege, Hermann Schützenhöfer (ÖVP), hoffte auf gute Gespräche und erinnerte daran, dass in der Landeshauptleutekonferenz Beschlüsse nur einstimmig erfolgen können. Zudem meinte er, dass Bundeskanzler Kurz bei den Menschen unbestritten sei. Sollte die SPÖ am Montag beim Misstrauensvotum mitgehen, wäre das “für uns im Land” ganz schwer nachzuvollziehen., meinte er in Richtung des Koalitionspartners SPÖ auf Landesebene.

Die Sozialdemokratischen Landeshauptmänner erschienen im Trio und gingen beinahe wortlos an den wartenden Journalisten vorbei. Einzig Landeshauptmann Peter Käiser (Kärnten) sagte: “Jetzt hören wir uns mal an, was er zu sagen hat.”

Die niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) betonte, dass es sich um eine äußerst sensible Situation für Österreich handle. Und ihr Salzburger Amtskollege Wilfried Haslauer (ÖVP) mahnte, die parteipolitische Taktik zurück- und die Staatsräson in den Vordergrund zu stellen. Wie lange das Gespräch dauern werde, war vorerst nicht absehbar.

Kaiser legt sich vor Treffen mit Kurz nicht fest

Der Kärntner Landeshauptmann und stellvertretende SPÖ-Bundesparteiobmann Peter Kaiser will sich vor dem heutigen Treffen mit ÖVP-Bundeskanzler Sebastian Kurz nicht festlegen. Der Kanzler habe die Landeshauptleute zu einem Gespräch eingeladen, angesichts der Situation sei klar, dass er diese Einladung annehme, sagte Kaiser vor dem Termin in Wien auf APA-Anfrage.

Bei dem Gespräch mit den Landeshauptleuten soll es unter anderem um die Arbeit in den kommenden Wochen gehen. Auch darum, wie ein Stillstand und eine politische Blockade vermieden bzw. die Handlungsfähigkeit Österreichs erhalten werden könne. Man werde sehen, was der Bundeskanzler zu diesen Fragen zu sagen habe, meinte Kaiser, der derzeit den Vorsitz in der Landeshauptleutekonferenz führt. Inhaltlich wollte er vor dem Gespräch nichts sagen. Auch die Frage, wie sich die SPÖ bezüglich des Misstrauensantrages gegen Kurz im Parlament am Montag verhalten wird, blieb unbeantwortet.

Landeschefs wegen Misstrauen gegen Kurz nicht einig

Die Landeshauptleute von ÖVP und SPÖ haben sich auch nach dem Gespräch bei Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) nicht einigen können, was einen Misstrauensantrag gegen den Regierungschef betrifft. So hofften Vertreter der Kanzlerpartei, dass die Chefs der rot regierten Länder ihre Parteichefin Pamela Rendi-Wagner (SPÖ) überzeugen können, am Montag dabei dagegenzustimmen.

So meinte etwa der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP), die SPÖ wisse zwar, worin sie sich “hier hineinmanövriert” habe, nun komme man wohl schwer aus der Situation heraus. Man werde sehen, ob man sich gegen Rendi-Wagner durchsetzen werde. Ein Sturz des Bundeskanzlers in einer derartigen Staatskrise wäre jedenfalls nicht gut, so Schützenhöfer.

Wie Schützenhöfer sprach auch sein Tiroler Kollege Günther Platter (ÖVP) zwar von einem guten Gespräch im Kanzleramt, aber auch er appellierte an die SPÖ-Vertreter in der LH-Konferenz, dass diese auf ihre Parteispitze einwirken. Kurz sei ein “exzellenter Bundeskanzler” mit einer guten Reputation. Es sei abzuwenden, dass es nicht monatelang zu einem Stillstand kommt.

SPÖ-LH erwarten aktuell Misstrauensvotum

Die SPÖ-Landeshauptmänner gehen nach dem Gespräch mit Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Freitag nach derzeitigem Stand davon aus, dass der Nationalrat am Montag Kurz das Misstrauen aussprechen werde. Es liege aber an Kurz, “sich Mehrheiten im Parlament zu suchen”. Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser betonte, dass noch einiges, sehr überraschendes, passieren müsste, damit Kurz das Vertrauen der SPÖ gewinne.

Alle drei Landeschefs wiesen darauf hin, dass es bei dem Gespräch keine Angebote von Kurz gegeben habe. “Wir hätten diese auch nicht diskutiert”, meinte Wiens Landeschef Michael Ludwig. Man werde den Inhalt des Gesprächs in den Gremien besprechen. Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil erinnerte daran, dass die ÖVP bei jedem Regierungsbruch der vergangenen Zeit dabei gewesen sei. Zudem lasse Bundeskanzler Kurz ein gewisses Maß an Staatsräson vermissen. Doskozil kritisiert in diesem Zusammenhang, dass jedem neuen Minister “ein ÖVP-Aufpasser” zur Seite gestellt worden sei. Seiner Ansicht nach ist auch eine Expertenregierung in der Lage, den Staat zu führen.

(APA/Red)

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