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Gesetz zur Sterbehilfe kommt ins britische Parlament

Sterbehilfe Demonstration
Sterbehilfe Demonstration ©AP/Alberto Pezzali / Peter Byrne
Eine gesetzliche Regelung zur Sterbehilfe in Großbritannien rückt in greifbare Nähe.

Die Labour-Abgeordnete Kim Leadbeater wird heute einen entsprechenden Gesetzentwurf im Unterhaus in London einbringen. Dieser sieht vor, dass in Zukunft in England und Wales der Wunsch eines Patienten oder einer Patientin, das Leben zu beenden, von einem Richter und zwei Ärzten bestätigt werden muss. Laut Umfragen befürwortet eine deutliche Mehrheit der Bevölkerung die Legalisierung der Sterbehilfe.

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Strafbarkeit

Bisher wird die Sterbehilfe in allen Landesteilen außer Schottland als Beihilfe zum Suizid betrachtet und ist strafbar, mit einer Höchststrafe von bis zu 14 Jahren Haft. Der Gesetzentwurf, der heute im Londoner Unterhaus eingebracht wird, ist ein formaler Schritt ohne sofortige Debatte, und viele Details sind noch nicht bekannt.

"Es geht nicht um Menschen mit Behinderungen oder psychischen Erkrankungen", erklärte Leadbeater gegenüber der BBC. "Es geht vielmehr um Menschen mit unheilbaren Krankheiten." Sowohl Befürworter als auch Gegner der Sterbehilfe planen, in der Nähe des Parlaments zu demonstrieren.

Erste Debatte am 29. November

Die erste Debatte zu dem Gesetzentwurf ist für den 29. November angesetzt. Bei der Abstimmung wird der Fraktionszwang aufgehoben. Premierminister Keir Starmer hatte bereits während seiner Zeit als Oppositionsführer angekündigt, die Legalisierung der Sterbehilfe zu unterstützen. Seine sozialdemokratische Labour-Partei verfügt im Unterhaus über eine deutliche Mehrheit.

Kirchen warnen vor Druck durch Sterbehilfe

Widerstand kommt von den Kirchen. Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, das Oberhaupt der anglikanischen Kirche, warnte vor einer bedenklichen Entwicklung, bei der immer mehr Menschen sich unter Druck gesetzt fühlen könnten, ihr Leben medizinisch beenden zu lassen.

Justin Welby ©REUTERS/Hannah McKay

Nach einer Abstimmung im Unterhaus muss auch das Oberhaus dem Gesetzentwurf zustimmen, in dem neben Welby noch 25 weitere anglikanische Bischöfe vertreten sind.

Sterbehilfe im Aufwind

In anderen Teilen der Britischen Inseln ist die Entwicklung bereits fortgeschrittener. In Schottland wird ein entsprechender Entwurf derzeit im Parlament debattiert. Sowohl auf Jersey im Ärmelkanal als auch auf der Isle of Man in der Irischen See haben die Parlamente beschlossen, eine Gesetzgebung zur Sterbehilfe zu erarbeiten, die jedoch frühestens 2027 in Kraft treten wird. Beide Gebiete sind sogenannte Kronbesitze, die direkt der britischen Krone unterstehen und nicht Teil des Vereinigten Königreichs sind.

APA/dpa

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