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Geschichte und Kultur des Bregenzerwaldes

Klaudia Privat
Klaudia Privat ©Private
Der Bregenzerwald, eine malerische Region im Herzen Vorarlbergs, blickt auf eine reiche Geschichte und einzigartige Kultur zurück.

Von seiner frühen Besiedlung bis hin zur Gegenwart hat sich diese Region zu einem Zentrum für Tradition, Innovation und Kreativität entwickelt.

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Die Anfänge des Bregenzerwaldes

Um das Jahr 1000 begann die Besiedlung des damals noch vollständig bewaldeten Gebiets. Von Bregenz aus drangen die ersten Siedler über den Schneiderkopf und die Lorenaberge in die Region vor. Diese frühe Phase legte den Grundstein für die spätere Entwicklung des Bregenzerwaldes zu einer eigenständigen Kulturlandschaft.

Die "Bauernrepublik" Bregenzerwald

Ein besonders faszinierendes Kapitel in der Geschichte des Bregenzerwaldes ist die Entstehung der sogenannten "Bauernrepublik". Die Bregenzerwälder entwickelten schon früh ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl und ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein. Nach 1380, als Vorarlberg zu einem Habsburger Land mit weitreichenden Volksrechten wurde, bildete sich im Bregenzerwald eine einzigartige politische Struktur heraus.

Die "Bauernrepublik" verfügte über eine eigene freie Landgemeinde, eine eigene Verfassung (den sogenannten "Landsbrauch") und sogar eine eigene Gerichtsbarkeit. Der Landammann, das Oberhaupt dieser Gemeinschaft, wurde in freier Wahl bestimmt. Sein Rathaus stand symbolträchtig auf der Bezegg, einem Ort zwischen Bezau und Andelsbuch. Heute erinnert dort eine steinerne Säule an dieses frühere Zentrum der Selbstverwaltung.

Kulturelle Vielfalt und Eigenständigkeit

Die relative Abgeschiedenheit des Bregenzerwaldes hat maßgeblich zur Entwicklung einer einzigartigen Kultur beigetragen. Dies zeigt sich besonders deutlich in der Sprache, den Traditionen und dem Handwerk der Region.

Der Bregenzerwälder Dialekt

Eine der auffälligsten Besonderheiten des Bregenzerwaldes ist sein Dialekt. Im Bregenzerwald herrscht das Bodenseealemannische vor, wobei es beachtliche lokale und kleinregionale Eigenheiten gibt. Interessanterweise unterscheidet sich der Dialekt sogar von Ort zu Ort. So sagen beispielsweise Vorderwälder "Stui" zu Stein, während Hinterwälder "Stua" sagen.

Besonders bemerkenswert ist, dass in den hochgelegenen Dörfern Damüls, Schröcken und Warth ein höchstalemannischer Dialekt gesprochen wird. Dies ist auf die Besiedlung dieser Orte durch Walser im Hochmittelalter zurückzuführen, die aus dem Kanton Graubünden eingewandert sind.

Die Juppe - Ein Meisterwerk der Trachtenkunst

Ein weiteres kulturelles Highlight des Bregenzerwaldes ist die Juppe, die traditionelle Frauentracht der Region. Sie gilt als eine der ältesten, schönsten und elegantesten Trachten im gesamten Alpenraum. Die reich bestickte Tracht mit ihrem feinplissierten schwarzen, braunen oder weißen Rock wird bei besonderen Anlässen wie Hochzeiten, Festen und Prozessionen getragen.

20 Jahre Juppenwerkstatt Riefensberg - Bregenzerwälder Tracht Juppe

Die Herstellung der Juppe, insbesondere der schwarzen Variante aus Glanzleinwand, ist eine hochspezialisierte Handwerkskunst. In der Juppenwerkstatt Riefensberg wird diese Tradition bis heute nach uralten Rezepten fortgeführt.

Handwerk und Baukultur

Der Bregenzerwald ist seit jeher eine Region, in der Handwerk und Baukultur einen hohen Stellenwert genießen. Die Auer Baumeisterzunft hat mit ihren Barockkirchen und Klöstern bedeutende kunsthistorische Beispiele geschaffen, die weit über die Grenzen der Region hinaus Beachtung finden.

Auch in der Gegenwart spielt das Handwerk eine zentrale Rolle in der Kultur des Bregenzerwaldes. Der 1999 gegründete Werkraum Bregenzerwald fördert die Zusammenarbeit zwischen Handwerk, Design und Technologie. Er hat maßgeblich dazu beigetragen, dass parallel zur neuen Architektur Vorarlbergs auch das Handwerk zu einer unverwechselbaren Handschrift gefunden hat.

Künstlerische Impulse

Der Bregenzerwald hat trotz seiner geringen Bevölkerungszahl eine beeindruckende Anzahl bedeutender Künstler hervorgebracht. Zu den bekanntesten zeitgenössischen Künstlern zählen der Maler und Kunst-Performer Tone Fink sowie die Bildhauer Herbert Albrecht und Herbert Meusburger.

Auch in der Literatur hat der Bregenzerwald Spuren hinterlassen. Franz Michael Felder, ein Sozialreformer und Schriftsteller aus Schoppernau, gilt als wichtiger Vertreter der Literatur des 19. Jahrhunderts. Er gründete die erste bäuerliche Genossenschaft im Bregenzerwald und setzte sich für soziale Reformen ein.

Museen und kulturelle Einrichtungen

Um die reiche Geschichte und Kultur des Bregenzerwaldes zu bewahren und zu vermitteln, gibt es zahlreiche Museen und kulturelle Einrichtungen in der Region. Diese setzen sich mit der Geschichte, Kunst und dem Brauchtum des Bregenzerwaldes auseinander und bieten Besuchern die Möglichkeit, tiefer in die faszinierende Welt dieser einzigartigen Kulturlandschaft einzutauchen.

Bregenzerwald: Ein lebendiges kulturelles Erbe

Die Geschichte und Kultur des Bregenzerwaldes sind geprägt von Eigenständigkeit, Kreativität und einem starken Gemeinschaftssinn. Von der "Bauernrepublik" über die einzigartige Trachtenkultur bis hin zum innovativen Handwerk hat die Region ein reiches kulturelles Erbe geschaffen, das bis heute lebendig ist und weiterentwickelt wird.

Der Bregenzerwald zeigt eindrucksvoll, wie Tradition und Innovation Hand in Hand gehen können. Er ist ein Beispiel dafür, wie eine Region ihre kulturelle Identität bewahren und gleichzeitig offen für neue Impulse sein kann. Diese einzigartige Mischung macht den Bregenzerwald zu einem faszinierenden Ort, der Besucher aus nah und fern in seinen Bann zieht und immer wieder aufs Neue überrascht.

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