Aus Sicht der Freiheitlichen hat sich die ÖVP zum “bildungspolitischen Slalomfahrer” entwickelt. Bildungssprecher Walter Rosenkranz empfahl, die Parteiposition zur Schulreform “vor dem peinlichen nächsten Meinungsschwenk” festzulegen. Von “völliger Ahnungslosigkeit” geprägt” ist der Karl-Vorschlag für BZÖ-Bildungssprecherin Ursula Haubner. Grünen-Bildungssprecher Harald Walser zeigte sich unterdessen erfreut über die “neuerdings zart sichtbaren Reformpflänzchen um Beatrix Karl” und äußerte die Hoffnung, dass der “Bildungs-Beton” der ÖVP bröckeln könnte.
Rosenkranz äußerte den Verdacht, dass Karl vom “Gesamtschul-Virus” befallen sei und sähe sie in der SPÖ besser aufgehoben. Dass Karl nicht klar sei, dass ihr Vorschlag auch eine “Niveauverschlechterung aller Schulen” bedeute, werfe auch einen Schatten auf ihre Kompetenz im Wissenschaftsressort.
Haubner empfahl der Wissenschaftsministerin, sie solle “ihre Phantasie in ihrem Ressort spielen lassen und dort für eine Steigerung des Wissenschaftsbudgets sorgen”. Der Volkspartei legte sie nahe, zuerst intern ihre bildungspolitische Linie festzulegen. “Fast im Wochentakt überschwemmt nun die ÖVP die Öffentlichkeit mit neuen Vorschlägen für eine Bildungsreform. Diese Vorgangsweise ist sicherlich der falsche Weg.”
Walser ortet hingegen Einsicht bei Karl, dass die Aufsplitterung des österreichischen Schulsystems den Schülern nur schade. Die sofortige Disziplinierung durch Parteichef Josef Pröll sei umso bedauerlicher. Ein “Gymnasium für alle” unterstützt der ehemalige AHS-Direktor allerdings nicht: “Wir brauchen kein Gymnasium für alle, sondern eine Gemeinsame Schule für alle Kinder, in der diese entsprechend ihren Fähigkeiten individuell gefördert werden können.”