Staatsanwalt Georg Krakow hat am Mittwochnachmittag offiziell die Beiziehung eines Insiders für Wertpapiere und derivative Finanzprodukte beantragt – ein Schritt, der für Prozessbeobachter keineswegs überraschend kam.
Die vorsitzende Richter Claudia Bandion-Ortner kündigte die Entscheidung über den Antrag für morgen, Donnerstag, an. Hinter den Kulissen sind die Würfel allerdings längst gefallen: Christian Imo, bis 1998 Vorstandsdirektor der Wiener Börse AG und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger für Bank- und Börsewesen sowie Wertpapierhandel und -abwicklungsgeschäfte, wird demnach den Auftrag erhalten, ein schriftliches Gutachten zu einigen inkriminierten Vorgängen zu erstatten.
Konkret will der Staatsanwalt damit vor allem die Darstellung von Ex-BAWAG-Generaldirektor Helmut Elsner und seinen früheren Vorstandskollegen widerlegen, bei den Spekulationen von Wolfgang Flöttl habe es sich um risikoarme Geschäfte gehandelt. Der Sachverständige soll sich das Handelsverhalten von Flöttls Firma Ross Capital Management im Zeitraum 1. April 1998 bis Anfang 1999 ansehen und die Risikogeneigtheit der getätigten Geschäfte beurteilen. Bekanntlich hat die BAWAG mit ihren Investitionen in Flöttls Unternehmen im Oktober 1998 639 Mio. US-Dollar (463 Mio. Euro) versenkt.
Ob die Nominierung eines weiteren Gutachters den bis Mitte November anberaumten Prozess weiter verlängern wird, ist unklar. Sowohl das Wiener Straflandesgericht als auch die Staatsanwaltschaft zeigten sich am Mittwochnachmittag überzeugt, dieser Schritt werde jedenfalls zu keiner größeren Verzögerung führen.