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Genmais: EU weist Bush-Vorwurf zurück

Die EU weist Vorwürfe von US-Präsident Bush zurück, durch die Ablehnung gentechnisch veränderter Lebensmittel habe sich das Risiko von Hungersnöten in Afrika erhöht.

„Die von den Vereinigten Staaten geäußerten Vermutungen sind schlicht und einfach nicht wahr“ sagte ein Sprecher der EU-Kommission am Dienstag in Brüssel, einen Tag vor dem US-EU-Gipfel in Washington. Bush hatte am Vortag die EU zur Aufhebung ihrer Beschränkungen gegen gentechnisch veränderte Lebensmittel aufgefordert, „zum Nutzen eines von Hungersnöten bedrohten Kontinents“. Umweltorganisationen wiesen die Ansicht, genetisch veränderte Lebensmittel könnten den Welthunger bekämpfen, als Unsinn zurück.

Es sei falsch zu behaupten, dass die EU gegen Biotechnologie oder gegen Entwicklungsländer sei, fügte der EU-Sprecher hinzu und verwies darauf, dass die EU sieben Mal so viel Entwicklungshilfe leiste wie die USA. Bush hatte auf einer Biotechnologie-Konferenz gesagt, aus wissenschaftlich unbegründeten Ängsten heraus hätten viele europäische Regierungen den Import aller neuen biotechnisch-veränderten Pflanzen blockiert. Im vergangenen Jahr hatten mehrere afrikanische Länder Hilfslieferungen mit gentechnisch veränderten Lebensmitteln aus den USA abgelehnt. Sie befürchten, diese könnten als Saatgut verwendet werden, und dadurch künftige Exporte in die EU verhindern.

Umweltschützer warfen Bush vor, eher die Interessen der Biotechnologie-Unternehmen im Blick zu haben als die Bekämpfung des Welthungers. „Er kann seine Informationen nur von den Multis haben, den Monsantos dieser Welt, um eine solche, vor Unkenntnis strotzende Erklärung abzugeben“, sagte Patrick Holden von der Umweltorganisation Soil Association. Der im US-Staat Missouri beheimatete Agro-Biotechnologie-Konzern Monsanto arbeitet an der Kommerzialisierung genetisch veränderten Weizens.

„Selbst ernst zu nehmende Gen-Lebensmittel-Experten werden einräumen, dass es keinen Beweis dafür gibt, dass solche Lebensmittel einen größeren Beitrag zur Ernährung der Welt leisten können als die bestehende Agrarwissenschaft“, sagte Holden weiter. Die Umweltorganisation Friends of the Earth erklärte, die Lage werde sogar dadurch verschlimmert, das die armen Bauern in die Abhängigkeit von Biotech-Unternehmen geführt würden.

In der Vorwoche war eine abschließende Verhandlungsrunde zwischen den USA und der EU zu diesem Thema gescheitert. Die USA kündigten an, bei der Welthandelsorganisation (WTO) eine Aufhebung des in der EU geltenden Einfuhrverbots für gentechnisch veränderte Lebensmittel erreichen zu wollen. Wegen des seit fünf Jahren bestehenden Einfuhrverbots verlieren US-Getreide-Bauern nach eigenen Angaben jährlich rund 300 Millionen Dollar Umsatz im Geschäft mit der EU.

Die EU-Kommission hat bereits versucht, das Importverbot für genveränderte Pflanzen aufzuheben. Dies scheiterte aber unter anderem an der Haltung der Verbraucher, von denen viele biotechnologisch-hergestellte Lebensmittel ablehnen. Derzeit werden 60 Millionen Hektar gentechnisch veränderter Pflanzen angebaut, davon rund die Hälfte in den USA.

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