Durch den rund 17 Kilometer langen Straßentunnel rollt nach einem ausgeklügelten Sicherheitskonzept vor allem für Lkw nun weniger Verkehr – die Zahl der Unfälle ist deutlich gesunken. Allerdings gibt es mehr Staus an den Tunneleingängen.
Fachleute sehen in dem Zusammenprall zweier Lastwagen und dem anschließenden Brand am 24. Oktober 2001 noch nicht den schlimmstmöglichen Unfall. Die neuen Vorgaben allerdings sollen ein weiteres Unglück verhindern.
An dem Oktobermorgen war der türkische Lastwagenfahrer Seyfi Aslan mit seinem in Belgien zugelassenen Fahrzeug um 9.39 Uhr mit dem Lastwagen des Italieners Bruno Saba zusammengeprallt. Beide Fahrzeuge fingen Feuer, eine Ladung aus Autoreifen geriet in Brand. In dem nur 7,8 Meter breiten Tunnel mit einer Röhre und zwei Fahrspuren entstanden eine Gluthitze und viel Qualm. Viele Menschen waren hier eingeschlossen, elf erstickten. Der Sachschaden belief sich auf zehn Millionen Euro. Seitdem wurde in technische Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit investiert, wie etwa in die Lüftung des Tunnels und verbesserte Fluchtwege.
Dennoch beklagen Experten, dass in 95 von 100 Fällen die Unfallursache menschliches Versagen ist. So wenden zum Beispiel jährlich noch immer rund 40 Autofahrer ihren Wagen in der Röhre – trotz doppelter Linie und Hinweisen selbst auf den Toiletten der Raststätten an den Tunnelportalen. Auch Motorbrände bei Lastwagen und Autobussen bereiten weiterhin Sorgen. Ein neues Warngerät soll solche Überhitzungen schon vor der Einfahrt feststellen können.
Rollten 2000 noch 6,84 Millionen Fahrzeuge durch den Berg, so waren es in den vergangenen Jahren nur noch knapp sechs Millionen. Die Anzahl der Unfälle sank von durchschnittlich 44 pro Jahr in den Jahren von 1998 bis 2001 auf noch zehn in den Jahren 2001 bis 2005. Als einer der wichtigsten Gründe für diesen Rückgang gilt die deutliche Einschränkung des Lastwagen-Verkehrs. Bei dem so genannten Tropfenzählersystem werden die Fahrzeuge auf Autoeinheiten umgerechnet. So entspricht ein Lastwagen drei Autos. Nur noch etwa 1.000 Einheiten werden je Stunde in die zweispurige Röhre des Tunnel eingelassen. Zuvor gab es freie Fahrt.
Ein Computer übernimmt die Verkehrszählung und schaltet gegebenenfalls die Ampeln auf Rot. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 80 Stundenkilometer, und Lastwagen müssen einen Sicherheitsabstand von 150 Metern halten. Der Tunnel habe theoretisch eine höhere Kapazität, sagte Betriebsleiter Walter Steiner der Schweizer Nachrichtenagentur SDA. Unser Ziel ist es aber, allen, die in den Tunnel fahren, eine faire Chance zu geben, am anderen Ende heil herauszukommen.