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Generalstreik in Italien

Ein vierstündiger Streik in Italien gegen eine Rentenreform hat den Bahn- und Flugverkehr stark behindert.

In der Schweiz waren die Auswirkungen jedoch gering: Lediglich drei Flüge und ein Dutzend Zugverbindungen nach Italien fielen aus.

Die Fluggesellschaft Swiss strich drei Flüge von Zürich nach Italien, sagte Sonja Zöchlin, Sprecherin des Flughafens Zürich auf Anfrage. In Basel Mülhausen wurde ein Hin- und Rückflug nach Rom annulliert. Abgesehen von leichten Verspätungen es am Flughafen Genf Cointrin laut einem Sprecher keine Störungen.

Bei der SBB dagegen wirkte sich der Streik der italienischen Bahnarbeiter der FS stärker aus. Rund ein Dutzend internationale Züge nach Italien fiel nach Angaben von SBB-Sprecher Roland Binz aus. Es kam überdies zu Verspätungen im grenzüberschreitenden Verkehr. Der Zugverkehr im Inland wurde jedoch nicht behindert.

Ganz anders sah es in Italien aus: Jeder zweite Zug im Fernverkehr fuhr nicht. Die nationale Fluglinie Alitalia musste gar 155©Verbindungen streichen. Davon waren rund 24©000©Passagiere betroffen. Der Lokalverkehr lag in vielen italienischen Städten bis in den frühen Nachmittag lahm.

Gewerkschaften sprechen von Erfolg

Von dem Streik gegen die Rentenreformpläne der Regierung war jedoch nicht nur der Verkehr betroffen. Auch Postämter und Banken machten für vier Stunden dicht, Lehrerinnen und Lehrer blieben den ganzen Tag zu Hause. Die Mailänder Scala sagte ihre Abendvorstellung ab. In Spitälern war nur der Notdienst besetzt.

Nach Angaben der drei grossen Gewerkschaftsverbände beteiligten sich Millionen von Arbeitnehmern am Ausstand. Im öffentlichen Dienst sei der Streik zu 80 Prozent befolgt worden. In den grossen Industrien Norditaliens hätten sich gar 90 Prozent der Belegschaft beteiligt, meldeten die Gewerkschaften.

Nach ihren Schätzungen nahme zudem rund 1,5 Millionen Menschen an den Demonstrationen teil. Sie drohten mit weiteren Protestaktionen, sollte die Regierung Berlusconi ihre Rentenreformpläne nicht rückgängig machen.

Der Unternehmerverband „Confindustria“ spielte dagegen den Erfolg der Proteste herunter. „Nach unseren Angaben haben sich nicht mehr als 30 Prozent der Arbeitnehmer an der Protestaktion beteiligt“, sagte Industriellenchef Antonio D’Amato, der die Regierung Berlusconi seit Jahren zu einer Pensionsreform drängt.

Später in Rente

Diese geplante Rentenreform war der Anstoss für den Streik. Denn nach den Plänen der konservativen Regierung sollen die Arbeitnehmer von 2008 an später in Rente gehen und mehr Beitragsjahre für die Rentenversicherungen nachweisen.

Derzeit brauchen sie 35 Beitragsjahre und können schon mit 57 in Rente gehen. Ab 2008 müssten die Italiener 40 Jahre in die Rentenversicherung eingezahlt haben oder mindestens 65 Jahre alt sein, um ihre volle Rente zu bekommen.

„Fehlgeleitete Wirtschaftspolitik“

Die Gewerkschaften in Italien argumentieren, dass die 1995 verabschiedeten Rentengesetze zur Lösung dieses Problems ausreichend seien und die Regierung mit der Rentenreform von ihrer „fehlgeleiteten Wirtschaftspolitik“ ablenken wolle.

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