Der Senator Marco Croatti, die EU-Abgeordneten Annalisa Corrado und Benedetta Scuderi sowie der Abgeordnete Arturo Scotto waren, wie die anderen Gaza-Aktivisten auch, am Donnerstag festgenommen worden, als sie sich der Küste des Gazastreifens näherten. An der Global Sumud Flotilla waren auch vier Österreicher beteiligt, die festgesetzt wurden.
Die italienischen Abgeordneten traten ihre Rückreise nach Rom mit einem Linienflug an und landeten am Freitagnachmittag in Rom. Sie riefen das italienische Außenministerium auf, sich weiter für die Freilassung der noch festgehaltenen Aktivisten einzusetzen.
Die italienische Botschaft hat zudem Konsularbeamte in den Hafen von Ashdod entsandt, um die übrigen festgenommenen italienischen Staatsbürger zu besuchen und deren sofortige Freilassung zu verlangen. Dabei handelt es sich um circa 40 Personen. "Ich habe mit den vier freigelassenen Abgeordneten sowie mit den anderen italienischen Aktivisten der Flottille in Ashdod gesprochen - es geht allen gut, es gab keine Misshandlungen", erklärte der italienische Botschafter in Israel, Luca Ferrari.
"Der italienische Konsul wird in Kürze die Aktivisten im Gefängnis Ketziot treffen. Die italienischen Behörden setzen sich weiterhin für die Freilassung aller übrigen italienischen Staatsangehörigen ein", so der Botschafter.
Meloni kritisiert den Streik
Der Gewerkschaftsverband CGIL warf der aus rechten Parteien zusammengesetzten Regierung in Rom vor, diese lasse "italienische Arbeiter in internationalen Gewässern im Stich". Der Proteststreik, der unter anderem den öffentlichen Nahverkehr betreffen soll, stößt aber auch auf Kritik: Das Verkehrsministerium etwa hält ihn für nicht rechtskonform, da er nicht fristgerecht angekündigt worden sei und kein Tarifkonflikt vorliege.
Auch Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni äußerte sich kritisch. Der Streik werde "dem italienischen Volk viele Unannehmlichkeiten bereiten", sagte sie am Donnerstag mit Blick auf die zu erwartenden Einschränkungen im öffentlichen Verkehr. Die Gewerkschaften zeigen sich jedoch unbeeindruckt.
Demonstrationen
Infolge des Streiks blieben am Freitag viele italienische Schulen geschlossen, zahlreiche Züge fielen aus oder hatten zum Teil stundenlange Verspätungen. Auch mehrere Inlandsflüge wurden gestrichen. Auf der Zufahrtsstraße zum Hafen von Livorno bildeten sich lange Lkw-Schlangen, nachdem Demonstrierende den Zugang blockiert hatten. Bereits am Mittwoch war es in vielen Teilen Italiens zu spontanen Protesten gekommen, nachdem israelische Streitkräfte begonnen hatten, die Schiffe der Gaza-Hilfsflotte zu entern. Dabei wurden Straßen blockiert und in mehreren Städten Bahngleise besetzt.
Zudem organisierten Studierende Sitzstreiks und Besetzungen von Schulen und Universitätsfakultäten. Betroffen waren unter anderem die Università Statale in Mailand, die Literaturfakultät der Universität La Sapienza in Rom sowie die Geisteswissenschaftliche Fakultät der Universität Turin. Der Zugang zu den Häfen Livorno und Genua wurde blockiert.
Griechische Protestnote
Das griechische Außenministerium reichte beim israelischen Botschafter Israel in Athen eine schriftliche Protestnote "gegen das inakzeptable und unangemessene Verhalten" ein, "das sich auch gegen griechische Bürger richtete, die an der "Global Sumud Flotilla teilgenommen hatten". Zudem verurteilten vier Parteien aus dem linksgerichteten Spektrum das Vorgehen der israelischen Armee. "PASOK", "SYRIZA", "Neue Linke" und "Plevsi Eleftherias" sprachen in einer gemeinsamen Erklärung von einem "Verstoß gegen das Völker- und das Seerecht".
Die nach Angaben der Global Sumud Flotilla rund 500 Teilnehmer aus mehr als 40 Ländern waren am Donnerstag nach der Fahrt durch das Mittelmeer von der israelischen Marine festgesetzt worden. Darunter waren auch die schwedische Aktivistin Greta Thunberg, ein Enkel des verstorbenen, südafrikanischen Anti-Apartheid-Kämpfers und Ex-Präsidenten Nelson Mandela, sowie vier Aktivisten aus Österreich. Sie wurden nach Israel gebracht und sollen von dort abgeschoben werden.
Auch etliche nationale Abgeordnete aus Europa und EU-Parlamentarier beteiligten sich an der Hilfs- und Polit-Mission. Die Aktivisten wollten den notleidenden Palästinensern Lebensmittel und Medikamente in den Gazastreifen bringen, der von Israel und auch Ägypten seit Jahren blockiert wird, damit die militante Palästinenserorganisation Hamas nicht an Waffen kommt. Israel führt seit den Massakern der Hamas in Israel vom 7. Oktober 2023 Krieg gegen die Hamas. Die Kriegsführung ist mehr und mehr international umstritten.
(APA)