Generalstabschef schließt atomare Antwort Putins aus

Österreichs Generalstabschef Robert Brieger sieht in den Drohungen des russischen Präsidenten Wladimir Putin gegen eine Einmischung in den Angriff auf die Ukraine "schon etwas Selbstüberschätzung". Er würde "atomare Antworten oder ähnliches" zunächst einmal ausschließen, meinte Brieger Donnerstagabend in der ZiB2 des ORF.
Einsatz von Atomwaffen wäre "Schritt zur Selbstzerstörung"
Er gehe nach wie vor von einer "gewissen rationalen Grundkompetenz der russischen Führung" aus, meinte Brieger. Und der Einsatz von Atomwaffen wäre aus Sicht des Generalstabschefs "ein Schritt zur Selbstzerstörung". Seitens der NATO sei klar erklärt worden, dass man keine Involvierung von Streitkräften in der Ukraine beabsichtige. Sollte sich der Konflikt jedoch auf NATO-Territorium ausweiten, dann stünde "zumindest ein europäischer Krieg mit Auswirkungen, die jetzt noch nicht absehbar sind" im Raum.
Putin strebt offenbar große Lösung in der Ukraine an
Dass Putin in der Ukraine offensichtlich eine große Lösung anstrebe, die ukrainischen Streitkräfte zerschlagen und die Voraussetzung für einen kompletten politischen Wandel in seinem Sinn schaffen wolle, habe ihn überrascht. Wie viele Beobachter und Analysten habe er mit einer Verhandlungslösung gerechnet, sagte Brieger. Als möglich erachtete er, dass eine kräfteraubende Kampfführung in urbanen Gebieten nicht im Interesse der "russischen Aggressoren" liege und diese nur auf das Regierungsviertel Kiews abzielten.
Zur Rolle der Europäischen Union merkte Brieger, der selbst demnächst sein Amt als Leiter des Militärausschusses der Europäischen Union (EUMC) antritt: "Die militärische Komponente der EU ist ein Entwicklungsprojekt". Zur Frage einer eigenen europäischen Armee merkte er an, eine solche sei normalerweise ein Merkmal souveräner Staaten, und Europa sei von einem Bundesstaat weit entfernt. Als Endziel sei eine solche Armee aber unausweichlich, "insofern würde ich europäische Streitkräfte als Fernziel im Auge behalten".
(APA/Red)