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"Gemütlich wie daheim"

Augartenpalais für Sängerknaben umgebaut - Neue Räumlichkeiten übergeben - 3,6 Mio. Euro als Private-Public-Partnership aufgebracht - Hoffnung auf eigenen Konzertsaal.

Dass heute Vormittag Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (V) und Wiens Bürgermeister Michael Häupl (S) einen gemeinsamen Presse- und Fototermin ausgerechnet in einer Wiener Schule absolvierten, lag nicht daran, dass die Zerwürfnisse zwischen Bund und Stadt in Sachen Lehrerfrühpensionierungen bereinigt werden konnten, sondern daran, dass sich „ein Aushängeschild dieses Landes“ (Gehrer) über umgebaute Räumlichkeiten freuen kann: Den Wiener Sängerknaben wurde im Rahmen eines Private-Public-Partnership von Bund, Stadt und der Pühringer Privatstiftung ein 3,6 Mio. Euro teurer Generalumbau des Augartenpalais und des Wohngebäudes finanziert.

Völlig neues Raumkonzept
Eugen Jesser, Direktor der Wiener Sängerknaben, verwies darauf, wie wichtig das Engagement des deutschen Immobilieninvestors Peter Pühringer gewesen sei. Erst durch die Zusicherung, ein Drittel der benötigten Summe aufzubringen, hätten die anderen Partner „ins Boot geholt“ werden können. Mit dem von der Firma Fritsch, Chiari und Partner in Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Paula und Lawugger geplanten und seit Ende Juni in knapp drei Monaten durchgeführten Umbau konnte ein völlig neues Raumkonzept verwirklicht werden.

Im Ostflügel wäre der Schulbereich „völlig neu entstanden“ (inkl. Internet-Anschlüsse für die Klassenräume), meinte Jesser, der Westflügel „gehört nun der Musik“ (inkl. Proberaum für szenische Proben, Tonstudio und Aufnahmeraum) und im neuen Gebäude verfüge das Internat nun über Zwei- und Dreibettzimmer für alle Buben. „Das ist ja gemütlich wie Zuhause“, sei eine der ersten Reaktionen der Sängerknaben gewesen. „Der einzige Nachteil ist, dass man sich nicht mehr so gut unter den Betten verstecken kann“, fand der 13-jährige Matthias doch einen Kritikpunkt.

Traum: eigener Konzertsaal
Zwar sprach Jesser von „nun geschaffenen Voraussetzungen, dass der Chor die Zukunft positiv gestalten kann“, doch man träume noch von einem eigenen Konzertsaal. Er finde es gut, dass es weitere Visionen gebe, meinte Häupl („Ich habe einen Teil meiner Schulzeit in Internaten verbracht und war alles andere als ein braver Sängerknabe“) und sprach von einer „Etappe“: „Es soll schon auch ein Gesamtkunstwerk werden. Jetzt schreiten wir diesen Weg munter voran.“ Dabei hilft auch Investor Pühringer, der sich nicht nur begeistert über das österreichische Stiftungsrecht zeigte („einzigartig“), sondern auch den Chor lobte („Hier wird in der Jugend Leistung praktiziert, die ein Vorbild ist“). Er wird künftig als Generalsponsor der Wiener Sängerknaben auftreten und für die langfristige Unterstützung eine eigene Stiftung gründen. Zuletzt hat Pühringer in die Wiedereröffnung des Wiener Palais Coburg als Hotel nach eigenen Angaben rund 80 Mio. Euro investiert.

Gehrer verwies darauf, dass die Sängerknaben eine private Organisation wären, deren Bedeutung für die österreichische Musik- und Kulturlandschaft jedoch nicht zu unterschätzen wäre. „Hier gibt es nicht nur neue, junge Leiter, die mit viel Engagement bei der Sache sind, sondern nun auch modernste Rahmenbedingungen nicht nur für die künstlerische Arbeit, sondern auch für Schule und Freizeit.“ Von den 1,2 Mio. Euro, die der Bund übernommen hat, werden 910.000 Euro von der Burghauptmannschaft und 290.000 Euro vom Ministerium aufgebracht. Darüber hinaus kommt das Bildungsministerium auch für die laufenden Kosten der Lehrer und Erzieher der Sängerknaben auf. Dies ist in einem Leistungsaustauschvertrag geregelt, der im Gegenzug vorsieht, dass die Sängerknaben dem Bund für offizielle Anlässe wie Staatsbesuche zur Verfügung stehen.

Redaktion: Claus Kramsl

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