Geldsorgen machen laut Experten vor allem die Seele krank
"Wer die Situation von Mindestsicherungs- und Sozialhilfebeziehern verschlechtert, Arbeitslose statt Arbeitslosigkeit bekämpft, Chancen im Bildungssystem für benachteiligte Kinder blockiert oder Niedriglohnjobs fördert, verschlechtert die Gesundheitssituation in Österreich", erklärte Martin Schenk von der Diakonie Österreich Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Wien.
Geldsorgen schwächen das Immunsystem und die Abwehrkräfte
Es sei schon lange erwiesen, dass chronischer Stress psychisch und körperlich krank macht, sagte Günter Klug vom Dachverband der Vereine und Gesellschaften für psychische und soziale Gesundheit "pro mente Austria". Er bezeichnete Armut und "nicht zu wissen, wovon man leben soll" als "größten Stress, den Menschen haben können".
Menschen im untersten "Einkommensfünftel" häufiger von Depressionen betroffen
Menschen im untersten "Einkommensfünftel" sind beispielsweise zu 18,5 Prozent von Depressionen betroffen, im obersten Fünftel nur zu drei Prozent, berichtete Schenk: "Das Risiko für arme Personen ist also mehr als sechs Mal so hoch als für Wohlhabende". Laut Forschung im Fachbereich der "Psychologie der Knappheit" wäre allein das Denken an Geldsorgen für die kognitive Leistung so schädlich wie eine Nacht ohne Schlaf.
Experten: Schließung von Versorgungslücken in der psychologischen Betreuung
Die Experten plädierten dafür, Versorgungslücken in der psychologischen Betreuung systematisch zu schließen. Sie sollte für alle leistbar und deswegen gänzlich von den Gesundheitskassen finanziert werden. Vor allem in ländlichen Regionen gäbe es einen Mangel an Angeboten, und generell wären die Wartezeiten deutlich zu lange. "Wir brauchen kostenlose, niederschwellige, unbürokratische Angebote lokal vor Ort", sagte Elisabeth Anselm vom Hilfswerk Österreich.
Die Pressekonferenz fand anlässlich des "Internationalen Tages der psychischen Gesundheit" (10. Oktober) statt und wurde vom Berufsverband Österreichischer PsychologInnen organisiert.
(APA/Red)
