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Geiselnahme nach 22 Stunden beendet

Nach knapp 22stündiger Irrfahrt ist die Geiselnahme, die Dienstag Abend im niedersächsischen Wrestedt ihren Anfang genommen hatte, beendet worden.

Nach dem Überfall auf eine Sparkasse des Ortes wurden die drei Täter – laut Polizei offenbar Aussiedler aus Kasachstan – am Mittwoch in der Ukraine festgenommen, wie die Deutsche Botschaft in Kiew bestätigte. Beide Geiseln kamen unverletzt frei. Die Täter waren mehr als 1.000 Kilometer durch Norddeutschland, Polen und die Ukraine geflohen.

Am Morgen war die erste Geisel – eine 39-jährige Frau – während eines Stopps an einer Tankstelle in Polen entkommen. Über die genauen Umstände, wie die zweite Geisel freikommen konnte, gab es zunächst unterschiedliche Angaben. Der Sprecher der Bezirksregierung Lüneburg, Jürgen Heinle, sagte unter Berufung auf die ukrainischen Behörden, die drei Täter hätten die 25 Jahre alte Frau freiwillig übergeben.

Dagegen zitierte die polnische Nachrichtenagentur PAP den Sprecher des ukrainischen Sicherheitsdienstes, Alexandr Skrypnik, wonach die zweite Geisel bei einer Polizeiaktion etwa 320 Kilometer westlich der Hauptstadt Kiew bei der Stadt Rowno (Rivne) befreit worden sei. Die beiden Sparkassen-Mitarbeiterinnen sind den Angaben zufolge unversehrt.

Die Täter hatten am Dienstagabend die Sparkasse in Wrestedt bei Uelzen überfallen. Der erste Hinweis auf den Banküberfall ging um 18.34 bei der Polizei ein, wie der Sprecher des niedersächsischen Innenministeriums, Klaus Engemann, in Hannover erklärte. In dem Anruf sei bereits von einer Geiselnahme die Rede gewesen. Das Verhalten der zuerst am Tatort eingetroffenen Beamten werde überprüft.

Nach Angaben des Ministeriums kamen die Geiselnehmer auch in den Besitz von drei Polizeipistolen. Die Täter hätten beim Verlassen der überfallenen Sparkassenfiliale „von drei Beamten die Dienstwaffen erpresst“, sagte der Ministeriumssprecher. Den Filialleiter der Bank hätten sie zuvor zur Herausgabe eines Bargeldbetrages „im sechsstelligen Euro-Bereich“ gezwungen.

Nach Angaben des Ministeriumssprechers wurden die Geiselnehmer auf ihrer Flucht ständig „von mehreren Polizeifahrzeugen verfolgt“. Die Flucht führte dem Sprecher zufolge über die Autobahn erst Richtung Hannover, dann Richtung Hamburg und später auf die A 24 Richtung Berlin. In Stolpe legten die Täter einen Stopp zum Tanken ein und fuhren dann auf die A2 Richtung Frankfurt an der Oder. „Um 00.19 durchbrachen die Geiselnehmer die polnische Grenze und setzten ihre Flucht fort“, sagte Engemann. Auch die „deutschen Verfolgungskräfte“ hätten die Verfolgung auf polnischen Gebiet fortgesetzt.

Für einen Zugriff der Polizei in Deutschland hätte sich keine Möglichkeit ergeben, sagte Polizeisprecher Sven Janßen in Lüneburg. In diesem Fall hätte nämlich das schnell fahrende Auto der Täter zunächst gestoppt werden müssen. Doch vom Stopp bis zum Zugriff würde bis zu eine Minute vergehen. Dieses Risiko habe man bei der Gefährlichkeit der Täter nicht eingehen wollen. Auch der Tankstopp in Stolpe am Dienstagabend habe lediglich knapp vier Minuten gedauert – zu kurz, um Scharfschützen zu positionieren. Zudem sei Schusswaffengebrauch an Tankstellen wegen der Explosionsgefahr nicht angebracht, sagte der Polizeisprecher.

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