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Geiselnahme in Klosterneuburg: Ereignisse nicht "vergessen oder verdrängt"

Ein 58-Jähriger verübte in der BH Klosterneuburg eine Geiselnahme und schoss auf einen Mann.
Ein 58-Jähriger verübte in der BH Klosterneuburg eine Geiselnahme und schoss auf einen Mann. ©APA
Am 22. März stürmte ein 58-Jähriger die bezirkshauptmannschaft in Klosterneuburg und schoss auf einen Mitarbeiter der Forstabteilung, der zwei Wochen später seinen Verletzungen erlag. Eine 52-jährige Frau nahm der Mann als Geisel bevor er sich selbst richtete.
Die Geiselnahme im Detail
Weitere Waffen gefunden
Täter wollte "Lehre erteilen"
Bilder vom Polizeiensatz

In der Bezirkshauptmannschaft in Klosterneuburg ist die Geiselnahme auch nach einem Jahr noch Thema. “Vergessen oder verdrängt hat das niemand im Haus”, sagte Bezirkshauptmann Wolfgang Straub.

Mitarbeiter mussten nach Geiselnahme betreut werden

“Wenn man in den Gang reinschaut, kommen die Bilder wieder hoch”, so Straub. Die Mitarbeiter der Forstabteilung arbeiten dennoch wieder in ihren alten Räumlichkeiten. Zwar waren sie  nach der Geiselnahme in ein anderes Stockwerk umgezogen, im Sommer hätten sie aber darum gebeten, wieder “zurückkehren” zu dürfen. Zwei gläserne Kreuze über den Türen erinnern an die Geschehnisse des 22. März.

Obwohl für den Teil Mitarbeiter, die nicht direkt beteiligt waren, wieder der Alltag eingekehrt sei, werde noch häufig über die Geiselnahme geredet. Auch Leute von außerhalb würden ihn regelmäßig an die Ereignisse erinnern und danach fragen, erzählte der Bezirkshauptmann. Direkt nach dem Anschlag waren für drei bis vier Wochen Psychologen im Haus tätig. Die ehemalige Geisel und eine weitere Mitarbeiterin, die Tatzeugin war, würden auch heute noch psychologisch betreut, hätten teilweise mit Schlafstörungen und anderen Folgen zu kämpfen. Sie seien aber nach wie vor im Dienst – so wie auch kein anderer Beamter das Haus aufgrund des Vorfalls verlassen hatte, wie Straub betonte.

Neue Arbeitsweise nach Geiselnahme in BH Klosterneuburg

“Die Leute sind aber schon sensibler im Umgang geworden”, stellte er fest. Im Sommer habe eine Schulung für den Umgang mit “schwierigen” Fällen stattgefunden, eine “Blacklist” mit potenziell gefährlichen Personen sei erstellt und spezielle Umgangsweisen für solche Situationen seien entwickelt worden. Ausgesprochene Drohungen würden nun sofort angezeigt – dies passiere leider häufiger, berichtete der Bezirkschef: Seit der Geiselnahme seien schon mehrfach Morddrohungen gegen einzelne Beamte eingegangen, bei denen auch konkret auf das Attentat an dem Förster verwiesen wurde.

An das Opfer, den 56-jährigen Alexander Mayer, erinnert heute neben einem Bild im Gebäude auch ein aufgehängtes Dekret. Mayer wurde von Umweltminister Niki Berlakovich zum Waldbotschafter ernannt.

(APA/Red)

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