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Geiseln sollen für Befreiung zahlen

Unmittelbar nach der Freilassung der 14 Sahara-Geiseln hat in Deutschland eine Debatte über die finanzielle Beteiligung der Geiseln an den Kosten ihrer Befreiung begonnen.

Zur Begründung verwiesen sie auf die gesetzlichen Bestimmungen, nach denen Deutsche, die im Ausland die Hilfe des Staates benötigen, für diese Aufwendungen zumindest zum Teil selbst aufkommen müssen.

Auch entführte Touristen sollten nach den Worten des stellvertretenden Vorsitzenden der Unionsfraktion (CDU/CSU) im Bundestag, Wolfgang Bosbach, in bestimmten Fällen einen Teil der Kosten ihrer Befreiung selbst tragen. Die „Financial Times Deutschland“ zitierte den CDU-Politiker am Dienstag mit den Worten:
„Wer sich leichtfertig und um des Nervenkitzels willen in Gefahr bringt, muss auch damit rechnen, dass er an den Kosten für die Rettung beteiligt wird.“ Wer beispielsweise nach Afghanistan reise, könne nicht erwarten, „dass die Allgemeinheit die Kosten trägt, wenn etwas passiert“, sagte Bosbach der Zeitung. Bosbach hob in der „Financial Times Deutschland“ hervor, dass Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes immer häufiger missachtet würden. Der Tendenz, dass Touristen sich zunehmend selbst in Gefahr brächten, müsse der Staat entgegenwirken, sagte er dem Blatt.

Ähnlich äußerte sich auch der außenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Gert Weisskirchen. In einem Interview des Inforadios Berlin-Brandenburg sagte er: „Diejenigen, die jetzt heute zurückkommen werden – und wir freuen uns alle darüber -, werden auch einen eigenen Beitrag mitbezahlen müssen.“

Der außenpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion im Bundestag, Ludger Volmer, nannte die Eigenbeteiligung in solchen Fällen eine „längst gängige Praxis“. So habe die Regierung auch von der vor drei Jahren auf der philippinischen Insel Jolo entführten Familie Wallert eine Eigenbeteiligung verlangt, zumal diese mit exklusiv verkauften Medienberichten viel Geld verdient habe, sagte der frühere Außenamtsstaatsminister dem Berliner „Tagesspiegel“.

Unabhängig davon forderte der Vorsitzende des Tourismus-Ausschusses des Bundestages, Ernst Hinsken, Reiseveranstalter, Reisebüros und Bundesregierung auf, aktiver und umfassender über die Risiken von Fahrten in Krisengebiete zu informieren. Nur so könnten Sicherheitsrisiken und gesundheitliche Gefahren weitgehend ausgeschlossen werden. „Einzelreisenden, die künftig die Sahara oder andere entlegene Regionen in Krisengebieten besuchen wollen, bleibt anzuraten, solche Touren nur mit verlässlichen ortskundigen Führern durchzuführen“, erklärte der CSU-Politiker in Berlin.

Indes zeigte sich der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) erleichtert über die Freilassung der entführten Sahara-Touristen und kündigte deutsche Unterstützung bei der Suche nach den Geiselnehmern an. Deutsche Sicherheitsbehörden würden die algerischen und malischen Partner in allem unterstützen, „was geeignet sein könnte, die Täter zu ergreifen und vor Gericht zu stellen“.

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