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Geht Österreich offline?

Quelle: www.bh-hermagor.at
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Expertendiskussion in Wien - Breitbandförderung nur „Tropfen auf den heißen Stein“ - Zusätzliche Mittel gefordert - Fehlende Anbindung ist für Betriebe „Grund zum Abwandern“ - 10 Millionen sind "„viel zu wenig".

Im Zuge der österreichischen Breitbandinitiative sollen jährlich 10 Mio. Euro an Förderungen für schnelle Internetanschlüsse ausgeschüttet werden. „Viel zu wenig, aber besser als nichts“ war der Tenor bei einer Podiumsdiskussion gestern, Mittwoch, Abend auf der IT-Fachmesse “exponet” in Wien.

Finanzspritze des Bundes sind “nicht die Welt”
„Die Penetration bei Breitbandinternet beträgt in Österreich rund 19 Prozent. Im internationalen Vergleich hat sich die Situation sogar verschlechtert“, erklärte Michael Schauerhuber, Projektleiter der Breitbandinitiative bei der Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR). Die 10 Mio. Euro, die der Bund zur Verfügung stellt, seien „nicht die Welt“, man müsse schon „sehr optimistisch“ sein, um große Auswirkungen zu erwarten.

Eine 100-prozentige Versorgung sei ohnehin nicht erreichbar, da sich Investitionen in ländliche Gebiete mit wenig Nachfrage wirtschaftlich nicht rentieren würden beziehungsweise die Fördersumme nicht ausreiche. „Ich hoffe aber, dass zusätzliche Mittel zur Verfügung gestellt werden“, so Schauerhuber.

Niederösterreich ergriff Eigeninitiative
„Wir haben vor einem Jahr die Eigeninitiative ergriffen, weil 400 von 573 Gemeinden kein Breitband zur Verfügung stand“, erklärte Christoph Westhauser vom Amt der Niederösterreichischen Landesregierung. Vor allem Klein- und Mittelbetriebe (KMU) hätten dadurch Nachteile, „für die Wirtschaftsbetriebe heißt das Abwandern“, so Westhauser. Von diesen Tendenzen seien 15.000 Unternehmen betroffen, daher habe man „nicht mehr warten können“.

Bei einer Ausschreibung, bei der sich schließlich die EVN-Tochter Nökom durchsetzte, habe das Land die Versorgung der 1.000 wichtigsten Siedlungskreise (mindestens vier Unternehmen im Umkreis) zur Bedingung gemacht. Rund 12.000 Betriebe bringe man dadurch ans Netz. „Das kostet zwar 14,5 Mio. Euro, aber die Nökom muss 43 Mio. Euro investieren“, sagte Westhauser weiter.

Förderung unabdingbar
„Vor zwei Jahren war die Versorgung von ländlichen Gebieten noch total unwirtschaftlich. Durch neue Technologien – beispielsweise WLAN (Wireless LAN) – hat sich das geändert“, erklärte Rainer Schnittenhelm, Vertriebsleiter der UTA Telekom AG. Dennoch sei eine Förderung in manchen Bereichen unabdingbar. In einem Gebiet mit 10 Geschäftskunden könne sich eine Investition bereits rentieren, „bei zwei Kunden muss die Politik einspringen“. Die 10 Mio. Euro seien dabei nur „ein Tropfen auf den heißen Stein“.

Niederösterreich sei ein Vorreiter, andere Länder würden folgen. „Allerdings wünschen wir uns eine kontinuierliche Förderung des einzelnen Nutzers“, so Schnittenhelm.

„Wir sorgen in Niederösterreich für die Infrastruktur, das darf aber keine Dauerbelastung werden“, konnte Westhauser dieser Forderung wenig abgewinnen: „Eine Stimulierung ist gut, dann muss das ’Werk’ von selber laufen.“

500 Mio. Euro an Förderungen wären nötig
Vor kurzem hatte UTA-Vorstand Johannes Schwertner im APA-Gespräch urgiert, dass die Förderungen deutlich erhöht werden müssten, die dafür vom Bund bereitgestellten 10 Mio. Euro seien zu wenig. Nach Berechnungen der Telekom Austria (TA) bräuchte es 500 Mio. Euro an Förderungen, um eine digitale Kluft in Österreich zu vermeiden.

Redaktion: Claus Kramsl

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