Die Temperatur steigt und steigt, während die Luft steht. Auf der Suche nach einem frischen Luftzug ist dem Österreicher jetzt beinahe jedes Mittel recht: Die einen wedeln mit der Zeitung herum, die anderen weigern sich, klimatisierte Räume zu verlassen oder schwören auf den tragbaren Miniventilator. Stilvoller kühlt man sich aber mit einem Fächer.
Schon im alten Ägypten fächelten Diener mit Hilfe großer Federwedel ihren Herren Luft zu. Der praktische Nachfolger, der Handfächer, ist wahrscheinlich im 16. Jahrhundert durch den portugiesischen Handel mit Ostasien nach Europa gekommen. Von dort aus gelangte er über Spanien und Italien in die übrigen europäischen Länder.
In Asien auch für Männer
Was viele nicht wissen: Der Faltfächer ist nicht ausschließlich für Frauen gemacht, in Asien wird er seit jeher von beiden Geschlechtern verwendet. Wenn Mann trotzdem lieber schwitzt, als einen schiefen Blick zu riskieren, sollte er zumindest die Fächersprache beherrschen, damit es beim Sommerflirt zu keinen Missverständnissen kommt.
Denn der Fächer ist kein reiner Gebrauchsgegenstand. In Europa war er im 18. Jahrhundert am kaiserlichen Hofe und in der Aristokratie nicht nur ein beliebtes modisches Accessoire und Statussymbol, sondern auch ein Spielzeug zur Koketterie. Damit bei gesellschaftlichen Zusammenkünften die Damen des Hofes heimlich mit ihren Verehrern kommunizieren konnten, soll eigens eine Fächersprache entwickelt worden sein.
“Das Buch der vier Farben”
Ein Buch von 1757 (aus dem Französischen: Das Buch der vier Farben. Von den verschiedenen Arten, einen Fächer zu halten) listet Gemütsbewegungen und die zugehörigen Fächerhaltung auf. Der französische Fächerhersteller Duvelleroy veröffentlichte im frühen 19. Jahrhundert diese Geheimsprache in einem eigenen Buch, wahrscheinlich als Marketingstrategie. Auch heute wird der Fächer für Botschaften eingesetzt, allerdings mehr als kapitalistischen Werbeträger denn aus erotischen Gründen.
Eine interessante Abwechslung in der sommerlichen Balz ist der Fächerflirt aber auf jeden Fall, und Ausreden auf die lähmende Hitze, welche die Liebeshormone ruhig stimmt, gelten auch nicht mehr. Vielleicht sind die schiefen Blicke männlicher Kollegen auf mutige Fächerbenutzer auch anerkennend gemeint – zumindest aber neidisch auf die luftige Erfrischung.
Geheimnisse der Fächersprache: