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Geheimdienst-Verbindungen zu Terrorzelle

Die wegen Unterstützung gewaltbereiter Islamisten in Verdacht geratene deutsch-syrische Textilfirma Tatex soll Verbindung zu dem syrischen Geheimdienst haben.

Das berichteten am Samstag die Nachrichtenmagazine „Spiegel“ und „Focus“. Laut „Spiegel“ ist der ehemalige Chef des syrischen Nachrichtendienstes, Mohammed Majid Said, Gesellschafter der 1978 gegründeten Firma. Er arbeite heute im Nationalen Sicherheitsrat der Regierung. Die Anti-Terror-Ermittlungen gegen Tatex könnten von daher zu diplomatischen Problemen mit Syrien führen, hieß es.

Deutsche Ermittler spekulieren dem Bericht zufolge, dass die syrische Regierung über das Textilunternehmen radikale Exil-Syrer kontrollieren wollte, darunter womöglich auch das Umfeld des Hamburger Todespiloten Mohammed Atta.

Laut „Focus“ blieb die Firma in Moordiek bei Rethwisch (Kreis Steinburg) wegen nachrichtendienstlicher Kontakte zu Syrien und der damit begründeten „besonderen außenpolitischen Bedeutung“ bis zur Durchsuchungaktion vom 10. September verschont. Das Blatt berichtete über eine deutsch-syrische Geheimdienst-Vereinbarung. Im Juli habe der Schwiegersohn von Präsident Assad, General Sh., in Berlin die Spitzenvertreter der deutschen Nachrichtendienste getroffen. Man habe einen Informationsaustausch in der Terrorfahndung vereinbart. Den Deutschen seien die wichtigsten Aussagen des in syrischer Haft sitzenden mutmaßlichen Terroristen Haydar Zammar übermittelt worden.

Im Gegenzug habe Generalbundesanwalt Kay Nehm den Spionageprozess gegen syrische Agentenführer in Koblenz gestoppt. Der Geheimdienstkoordinator im deutschen Bundeskanzleramt, Ernst Uhrlau, habe General Sh. informiert, dass die „Spionagebasis“ Tatex enttarnt sei, und gebeten, die Agententätigkeit zurückzufahren.

Die Fahnder wurden laut „Focus“ erst wieder aktiv, als konkrete Verbindungen zwischen Tatex und der Hamburger Terrorzelle entdeckt wurden. Die Familie des Geschäftsführers wird verdächtigt, eine kriminelle Vereinigung gebildet zu haben. Der „Spiegel“ berichtete, der Sohn des Firmenchefs Abdul-Matin Tatari, der 27-jährige Mohammed Hady, habe mehrmals die Wohngemeinschaft des mutmaßlichen Todespiloten Mohammed Atta in Hamburg besucht. Außerdem sei er Trauzeuge von Mounir Al Motassadeq gewesen, der wegen Beihilfe zu den Terroranschlägen des 11. September angeklagt ist.

Als Indiz für die guten Informationen des syrischen Geheimdienstes über die Hamburger Terrorszene werten deutsche Ermittler laut „Spiegel“ auch die Festnahme des Deutsch-Syrers Mohammed Haydar Zammar. Der Islamist sei bei Tatex beschäftigt gewesen und sitze in Syrien in Haft. Der 59-jährige Firmenchef Tatari bestreite jedoch jeden Geheimdienstkontakt, hieß es. Er habe gesagt: „Das ist Quatsch.“ Zammar habe er nur beschäftigt, weil er mit dessen Vater befreundet sei.

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