Gegen Heroin-Abgabe
Der Internationale Suchtstoffkontrollrat (International Narcotics Control Board, INCB), der zur Zeit in Wien tagt, bleibt auch nach Auswertung eines Schweizer Projektes bei seinen Bedenken gegen die Abgabe von Heroin an Süchtige. In der Schweiz lief ein Versuch mit kontrollierter Drogenabgabe an Schwerstsüchtige. Dieser sollte zeigen, wie sich eine therapeutisch begleitete Bereitstellung von Suchtgift auswirkt.
“Die Schweizer Studie konnte nicht prüfen, ob Verbesserungen im Gesundheitszustand oder in der Sozialisierung der behandelten Person ursächlich mit Heroinverschreibung als solcher zusammenhängen oder ein Ergebnis der Auswirkung des gesamten Behandlungsprogrammes sind”, berichtete INCB am Donnerstag in einer Aussendung. Vom “streng methodistischen Standpunkt her” sei es nicht möglich, “intern gesicherte Ergebnisse im Hinblick auf die Forschungsfrage zu erhalten, ob die Heroinverschreibung kausal verantwortlich ist”.
Die Schweizer Studien schlagen vor, Heroin für Patienten in Betracht zu ziehen, bei denen eine Behandlung mit Methadon versagt. “Allerdings haben die Studien keine überzeugenden Beweise erbracht, auch in Fällen des anhaltenden Versagens von Methadon, wonach die medizinische Verschreibung von Heroin zu besseren Ergebnissen führt als eine fortgesetzte Therapie auf Methadon-Basis”, betont der Kontrollrat.
INCB sieht keinen Grund, seine schon zuvor ausgedrückte Besorgnisse hinsichtlich des Schweizer Projektes und der Politik der Verschreibung von Heroin, die nicht auf wissenschaftlichen und medizinischen Ergebnissen beruht, abzuändern. Der Drogenkontrollrat “ermutigt daher andere Länder nicht, dieser Vorgangsweise zu folgen”, heißt es in der Aussendung. (20.5.99)