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Gefühlt Mitte Zwanzig - Trailer und Kritik zum Film

Für viele ist der New Yorker Noah Baumbach der neue Woody Allen: Ein genauer Beobachter seines Umfelds, der seine Filme mit leicht abseitigem Humor statt reinen Pointen spickt.

Nach seinem erfrischenden Endzwanziger-Porträt “Frances Ha” widmet er sich in der Komödie “Gefühlt Mitte Zwanzig” dem Clash zwischen Generation X und Y, verliert sich dabei aber zunehmend in Klischees. Ab Freitag im Kino.

Gefühlt Mitte Zwanzig – Die Geschichte

Die Neo-Elternschaft ihrer besten Freunde Fletcher und Marina macht Josh (Ben Stiller) und Cornelia (Naomi Watts) in ihrem Mittvierziger-Freundeskreis zu den letzten Kinderlosen. Eher befremdlich reagieren sie auf Baby-Schwärmerei, und halten die eigene Freiheit in Zweisamkeit hoch, auch wenn sie die schon lange nicht mehr so richtig ausgekostet haben. Aber, sagt Josh, “nicht, was wir mit unserer Freiheit tun, ist wichtig, sondern, dass wir sie überhaupt haben”.

Freigeister sind hingegen Jamie (“Girls”-Star Adam Driver) und Darby (Amanda Seyfried), ein Hipster-Paar Mitte Zwanzig, dessen Offenheit und Tatendrang Josh und Cornelia fasziniert. Sie freunden sich mit dem ungleichen Paar an, werfen sämtliche Spießigkeiten über Bord und passen sich, sehr zur Verwunderung ihrer gleichaltrigen Freunde, rasant an: Josh legt sich Fedora und Fahrrad zu, Cornelia tauscht Marinas Baby-Mitsing-Klasse gegen Hip-Hop-Tanzunterricht mit Darby, und zu viert besucht man Pop-Up-Strandpartys in Brooklyn und eine Schamanen-Zeremonie mit Kotz-Ritual.

Gefühlt Mitte Zwanzig – Die Kritik

Es dauert nicht lange, bis bei Josh die neu entdeckte Energie in Eifersucht umzuschlagen scheint. Während er sich nämlich seit Jahren an einem sperrigen Dokumentarfilm über “Macht in Amerika” abarbeitet, geht Jamie scheinbar mit freiem Kopf und in Joshs Augen unethisch ans Filmemachen heran und gewinnt in Cornelias Vater, dem renommierten Dokumentarfilmer Leslie (großartig: Charles Grodin), einen Mentor. Josh glaubt nicht an einen Zufall – und stellt sich neben Rachegelüsten auch dem Unvermeidlichen: dem Erwachsenwerden. Auf das hat er beim Älterwerden nämlich vergessen, sagt er.

Ben Stiller (der schon in Baumbachs “Greenberg” die Hauptrolle spielte) und Naomi Watts vermitteln es scheinbar mühelos und liebenswert, das Dilemma der zwischen 1960 und 1980 geborenen Generation X: Zwischen den etablierten “Baby-Boomers” und der aufstrebenden “Internet-Generation” Y stecken Josh und Cornelia fest, mit allem, was sie brauchen, und doch ohne klarem Ziel. Großartig ist der visuelle Vergleich der unterschiedlichen Lebensstile, der anders ausfällt, als man erwarten würde: Starren Josh & Co ab einem gewissen Punkt des Abends alle auf ihre Smartphones, sind die “Digital Natives” Jamie und Cornelia schon wieder darüber hinweg, entscheiden sich bewusst für ein Leben offline. Jamies Rat, als Josh einen Begriff googeln will: “Lass es uns doch einfach nicht wissen.”

So genussvoll Baumbach in den ersten zwei Dritteln des Films die Unterschiede zwischen den beiden Paaren inszeniert, so sehr kommt der Film beim Bruch ins Stocken: Der erfolgt zu schnell, zu wirr, und endet mit einem moralischen Vortrag, der Ethos und Authentizität des Filmemachens auf das Leben umlegt, Elternschaft als einziges Kriterium fürs Erwachsensein definiert und die Jungen an sich verteufelt. “Er ist nicht bösartig”, lässt Josh den manipulativen Jamie dann vom Haken, “er ist einfach jung.”

Es verwundert, dass sich der 45-jährige Baumbach nach eigenen Angaben Jamie näher fühlt als Josh: Unsympathisch und gekünstelt zeichnet er die jüngere Generation, lässt sie mit Schreibmaschine, VHS- und Plattensammlung fast abfällig in einer Nostalgie schwelgen, die sie nie selbst erlebt haben, und hakt nebenbei sämtliche New Yorker Hipster-Klischees ab. Schade auch, dass die Frauen in der Beziehung zunehmend in den Hintergrund geraten, sich Baumbach ganz auf die streitenden Hähne konzentriert. Und die Frau entweder Eis macht (Darby) oder Kinder produzieren soll (Cornelia).

(APA)

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