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Gefesseltes Brüderpaar tot geborgen

Zwei aneinander gefesselte Brüder sind am Mittwoch tot aus dem Main bei Frankfurt geborgen worden. Die Buben im Alter von vier und fünf Jahren sind nach Einschätzung der Polizei Opfer einer Familientragödie.

Die Polizei vermutet ein gewalttätiges Drama innerhalb der in Frankfurt lebenden deutschen Familie indischer Abstammung.

Die Mutter habe am Dienstag ihren Mann bei der Polizei wegen Kindesentziehung angezeigt, berichtete Polizeisprecher Peter Öhm am Abend. Unter dringendem Tatverdacht stehe der verschwundene Mann deswegen aber noch nicht. Es werde lediglich nach ihm gesucht. Die Kinder hatten nach erster Einschätzung der Polizei schon länger im Fluss gelegen. Die Mutter sei zusammengebrochen und werde betreut.

Die Leichen wurden unverzüglich zur Obduktion in die Frankfurter Rechtsmedizin gebracht, um Todesursache und andere Details festzustellen. Wegen ihrer lackierten Fingernägel war zunächst nicht ausgeschlossen worden, dass es sich um Mädchen handeln könnte. Die Kinder waren mit einem Gürtel aneinander gefesselt und trugen die gleiche Kleidung – Windjacken und Hosen. Weitere Obduktionsergebnisse wurden zunächst nicht bekannt gegeben.

Die Besatzung des Binnenschiffs „Steigerwald“ hatte um 12.00 Uhr vor der Schleuse an der „Gerbermühle“ ein Bündel auf dem trüben, warmen Mainwasser treiben sehen und sofort die Wasserschutzpolizei alarmiert. Gegen 13.45 zogen die Polizisten das grausige Treibgut an Land und veränderten zunächst einmal nichts.

Die „Steigerwald“ war leer auf dem Weg ins bayerische Aschaffenburg und musste zunächst in Frankfurt eine Zwangspause einlegen, da die Schiffer als Zeugen benötigt werden. Während der polizeilichen Untersuchungen ruhte der Schiffsverkehr auf dem Flussabschnitt. „Sonst geht da kein Taucher ins Wasser“, sagte ein Mann der Frankfurter Berufsfeuerwehr, die die Polizei mit Tauchern unterstützt.

An den Uferböschungen suchten Bereitschaftspolizisten nach Spuren des Verbrechens. Da das Wasser von der nahen Schleuse wegfließt und es nach Auffassung von Fachleuten sehr unwahrscheinlich ist, dass ein Bündel der fraglichen Größe das Wehr überwindet, sind die Kinder vermutlich auf Frankfurter Stadtgebiet in den Fluss geworfen worden.

Den Beamten des Frankfurter Morddezernats geht der Fall unter die Haut. Sie fühlen sich an einen Fall erinnert, der fast auf den Tag genau ein Jahr zurückliegt und bis heute ungelöst geblieben ist. Am 31. Juli 2001 wurde am anderen Ende der Stadt die Leiche eines etwa 15 Jahre alten Mädchens aus dem Main gezogen, das gefesselt in einem Bettbezug an einem Sonnenschirmständer gebunden war. Das Mädchen im Alter von etwa 15 Jahren war zu Lebzeiten schwer misshandelt worden, doch bis heute kennt die Frankfurter Kripo noch nicht einmal ihren Namen.

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