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Gedenktag 8. Mai wurde politisch begangen

Die politische Spitze Österreichs bei der Gedenksitzung
Die politische Spitze Österreichs bei der Gedenksitzung ©APA/Jaeger
Am Freitag hat das Parlament den jährlichen Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus im Historischen Sitzungssaal begangen. Am Dienstag wurde eine Veranstaltung im Bundeskanzleramt abgehalten.
Das war die Gedenksitzung
Protest gegen Burschenschafter

Eingeladen dazu haben traditionell Nationalratspräsidentin Barbara Prammer und Bundesratspräsident Gregor Hammerl. 2012 standen besonders die Opfer der NS-Euthanasie im Mittelpunkt. An die Geschichte dieser Verbrechen erinnerten die Rednerinnen Brigitte Bailer, Leiterin des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW), und Brigitte Kepplinger, stellvertretende Obfrau des Vereins Schloss Hartheim.

Neben Bundespräsident Heinz Fischer, der Regierungsspitze und zahlreichen Gästen aus dem In- und Ausland nahmen auch über 100 Jugendliche, die sich bereits im Vorfeld des Gedenktages mit dem Thema “NS-Euthanasie” beschäftigt hatten, an der Gedenksitzung teil.

Am Dienstag ging es um Europa

Die Regierungsspitze hat am Dienstag eine Gedenkveranstaltung im Kanzleramt anlässlich des Jahrestages der Kapitulation des Nazi-Regimes abgehalten. Die Ansprachen von Bundeskanzler Werner Faymann (S) sowie von Vizekanzler Michael Spindelegger (V) gerieten dabei jeweils zu Plädoyers für den europäischen Gedanken. Auch das “Totengedenken” der Burschenschafter am Abend des 8. Mai auf den Heldenplatz verurteilten sie. So sagte der Kanzler: “Wer über unsere Geschichte spricht, kann sich nicht an den Begriffen Schuld und Mitschuld vorbeischwindeln. Wir müssen die Dinge beim Namen nennen.” Darum sei es auch nicht zu tolerieren, wenn dieses Datum von manchen Gruppierung benutzt werde, um ein “unkritisches und teilweise verharmlosendes Bild” des Zweiten Weltkrieges zu zeichnen. Ohne Demokratie gebe es weder Wohlstand noch Chancengerechtigkeit, so der Kanzler. “Nicht weniger Europa heißt die Lösung, sondern mehr europäische Zusammenarbeit.”

NS-Euthanasie in Österreich am Freitag

Bereits am Freitag gedachte das Parlament einem besonder dunklen Kapitel der österreichischen Geschichte. Unter dem Sammelbegriff NS-Euthanasie werden die Morde an Menschen zusammengefasst, die den Nationalsozialisten aus verschiedenen Gründen – zum Beispiel Behinderungen – ‘unwert’ vorkamen. In Wien wurden beispielsweise rund 800 Kinder mit Behinderung getötet. Im von der Pflegeeinrichtung zur Tötungsanstalt umfunktionierten Schloss Hartheim wurden bei Linz 18.269 “unnütze Esser”, wie die NS-Machthaber sie bezeichneten, getötet.

Prammer mahnt sensiblen Umgang mit Leistungsbegriff ein

Nationalratspräsidentin Prammer erinnerte in ihrer Rede daran, wie die NationalsozialistInnen das Recht auf Leben eines Menschen von seiner Leistung für die sogenannte Volksgemeinschaft abhängig gemacht hatten. Dies lehre uns, “wie sensibel zu jeder Zeit mit Leistung und deren Bewertung umzugehen ist”, so Prammer. Leistung sei nicht nur an Zahlen und Werten messbar, sondern etwas sehr Individuelles und Vielfältiges.

Veranstaltungen zum 8. Mai in Wien

Ab 16.30 Uhr sind weite Teile der Inneren Stadt gesperrt, da es zu verschiedenen angemeldeten Demonstrationen kommen wird. So wird der ‘Ring der Volkstreuen’, eine Vereinigung extrem rechter Couleurstudenten, ein ‘Totengedenken’ am Heldenplatz abhalten. Auch Gegenproteste sind angemeldet. Um beide Gruppen auseinanderzuhalten, wird es zu weiträumigen Platzverboten kommen, die wohl auch den Verkehr in der Stadt beeinträchtigen werden. (APA/Red.)

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