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Gedenk-Verbände kritisieren Pläne für Hitler-Geburtshaus

Hitler-Geburtshaus soll durch Polizeistation "neutralisiert" werden
Hitler-Geburtshaus soll durch Polizeistation "neutralisiert" werden ©APA
Mehrere Verbände zum Gedenken der Opfer von Nazi-Verbrechen haben am Mittwoch Kritik an den von Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) am Vortag präsentierten Plänen zur Neugestaltung des Hitler-Geburtshauses in Braunau geübt. Sie vermuten bei dem Vorhaben die Devise "Verdrängung statt Auseinandersetzung". Gegen die Entfernung des Gedenksteines vor dem Gebäude wurde Widerstand angekündigt.
Ländle-Architekten gestalten Hitler-Geburtshaus neu

Laut Nehammer (ÖVP) und dem zuständigen Sektionschef Hermann Feiner soll das Gebäude "neutralisiert" werden. Nach einem Umbau soll dort die Polizei mit dem Bezirkspolizeikommando und einer Polizeiinspektion einziehen. Der 1989 von der Stadt Braunau vor dem Objekt aufgestellte Gedenkstein mit der Aufschrift "Für Frieden, Freiheit und Demokratie - Nie wieder Faschismus - Millionen Tote mahnen" solle möglichst im "Haus der Geschichte" untergebracht werden, kündigte Feiner entsprechende Gespräche mit der Einrichtung an.

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So soll das Hitler-Geburtshaus nach der Umgestaltung aussehen.
Marte.Marte

Kritik vom Mauthausen Komitee

Das stieß auf Kritik vom Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ), dem OÖ. Netzwerk gegen Rassismus und Rechtsextremismus und vom KZ-Verband/VdA OÖ (Landesverband Oberösterreich der AntifaschistInnen, WiderstandskämpferInnen und Opfer des Faschismus). "Die geplante Neugestaltung des Hitler-Geburtshauses orientiert sich an der Devise "Verdrängung statt Auseinandersetzung", urteilte der MKÖ-Vorsitzende Willi Mernyi in einer Presseaussendung.

"Offenbar wolle man die Welt vergessen lassen, dass der schlimmste Massenmörder der Geschichte in Braunau geboren wurde. Dieser Ansatz ist inhaltlich falsch und wird auch sicher nicht funktionieren. Man muss zu dem stehen, was war." Der Sprecher des OÖ. Netzwerks gegen Rassismus und Rechtsextremismus Robert Eiter forderte: "Anstelle des krampfhaften Versuchs, die historischen Tatsachen zu 'neutralisieren', sollte gedenkpolitisch offensiv vorgegangen werden". Als Beispiel nennt er das Konzept "Haus der Verantwortung" des Politikwissenschafters Andreas Maislinger.

Verlegung eines Gedenksteins stößt auf vehemente Ablehnung

Auf vehemente Ablehnung stößt der Plan, den Gedenkstein vom Gehsteig vor dem Hitler-Geburtshaus zu entfernen und ins "Haus der Geschichte" nach Wien zu verlegen. "Dass diese Mahnung an die Millionen NS-Opfer aus Braunau weg soll, ist fatal. Dagegen wird es breiten Widerstand geben", kündigte Eiter an. Der Landesvorsitzende des KZ-Verband/VdA OÖ Harald Grünn begrüßt zwar die Pläne für den Einzug der Polizei, ist aber über das Vorhaben für einen Umzug des Gedenksteines "empört": Die geplante "Entsorgung" sei "eine Verhöhnung aller Opfer des Faschismus" und ein "handfester demokratiepolitischer Skandal".

(APA)

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