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Gebietskrankenkassen gegen Zentralisierungstendenzen

Noch bevor die Gesundheitsreform konkrete Formen annimmt wehren sich die Gebietskrankenkassen bereits gegen mögliche Zentralisierungstendenzen. In einem der APA vorliegenden Papier haben sie Argumente gegen eine Zusammenlegung von Kassen gesammelt.

Zuletzt hatte sich die zuständigen Landesräte der drei ÖVP-regierten Länder Niederösterreich, Tirol und Vorarlberg für weitere Zusammenlegungen und je eine Kasse für Selbstständige und Unselbstständige pro Bundesland ausgesprochen. In dem derzeit von den Sozialpartnern verhandelten Papier für die geplante Gesundheitsreform ist von einer Stärkung des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger die Rede.

Die “ARGE KV”, eine Vereinigung der Gebietskrankenkassen, listet in ihrem Positionspapier zahlreiche Nachteile einer Zentralisierung auf. Vor allem hinsichtlich Versichertennähe und Flexibilität wären solche zu befürchten. Dezentral angesiedelte Kompetenzen würden es eher möglich machen, auf die Wünsche und Bedürfnisse der Bürger einzugehen. “Zentral auf hoher Ebene getroffene Entscheidung sind im Hinblick auf den Aspekt ‘Kundennähe’, ‘Betroffenenorientiertheit’ zumeist von schlechterer Qualität als solche von dezentralen, kleinräumigen, viele Hierarchieebenen vermeidenden Gremien. Letztere handeln in der Regel wesentlich flexibler, schneller und der konkreten Lebenssituation der Betroffenen eher angemessen.”

Die Gebietskrankenkassen machen auch darauf aufmerksam, dass ein etwaiger vertragsloser Zustand, wie er derzeit in Wien droht, dann nicht nur ein Bundesland, sondern die gesamte Republik träfe. Zudem könnte die Akzeptanz bundesweit ausverhandelter Lösungen in den Ländern nicht gegeben sein. Organisatorisch würde ein “einheitliches und zentralistisches Krankenversicherungsmammut” weder zur derzeitigen Vertragssituation noch zur Organisation der Vertragspartner passen, zumal auch die Ärztekammern in den Ländern organisiert seien.

Schließlich machen die Gebietskrankenkassen auch darauf aufmerksam, dass sie kostengünstiger arbeiten als die zentral organisierten Krankenversicherungsträger der Beamten, der Bauern und der Selbstständigen. So seien die Kosten pro Versicherten im Jahr 2006 bei den zentralen KV-Trägern bei 553 Euro und bei den GKKs bei 477 Euro gelegen. Und auch die Ausgabenzuwächse der vergangen Jahre seien bei den GKKs geringer gewesen. Die Verwaltungskosten pro Versicherten seien bei den GKKs ebenfalls geringer. Besser schneiden die GKKs auch bei den Beschäftigtenzahlen ab, bei ihnen betreut ein Verwaltungsangestellter im Schnitt 831 Versicherte, bei den zentralen KV-Träger nur 506.

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