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GB/Blair: Entscheidung in Afghanistan

Der Kampf gegen den radikal-islamischen Aufstand in Südafghanistan ist nach Ansicht des britischen Premierministers Tony Blair entscheidend für die künftige globale Sicherheitslage.

Der Kampf in Afghanistan spielt nach Ansicht von Großbritanniens Premier Tony Blair eine Schlüsselrolle für den weltweiten Frieden. „Hier, in dieser Wüste, wird über die Zukunft der weltweiten Sicherheit im frühen 21. Jahrhundert entschieden werden“, sagte Blair am Montag bei einem überraschenden Besuch in Afghanistan. Nach dem Treffen mit britischen Soldaten in der südlichen Unruheprovinz Helmand flog er nach Kabul, um dort mit Präsident Hamid Karzai zu sprechen. In Afghanistan sind etwa 5.000 britische Soldaten stationiert. Der Einsatz ist derzeit mit mehr Todesopfern verbunden als der Irak-Krieg.

Er wolle den Konflikt austragen, betonte Blair bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Karzai. Er sei nicht bereit, die Probleme einfach an die nächste Generation zu übertragen. „Jetzt ist die richtige Zeit, um die Notwendigkeit deutlich zu machen, die afghanische Regierung in ihrem Bemühen um Fortschritt und Entwicklung zu unterstützen“, so Blair. „Wir müssen die Vision leben, die uns hierher gebracht hat und die uns hier lassen sollte, bis die Arbeit erledigt ist.“

Nach dem Treffen mit Karzai in Kabul sagte Blair Afghanistan auch im Namen der Internationalen Gemeinschaft langfristige Unterstützung zu. Afghanistan dürfe nicht wieder ein Zufluchtsort „für Terroristen und Taliban“ werden, erklärte Blair, der Afghanistan zum ersten Mal seit knapp fünf Jahren besuchte. „Wir müssen für unsere eigene Sicherheit, nicht nur für die des afghanischen Volkes, engagiert bleiben, so lange das notwendig ist.“ Karzai sagte: „Die Internationale Gemeinschaft wird sicher an unserer Seite bleiben, bis wir fest auf unseren eigenen Füßen stehen“.

Die Sicherheitslage in Afghanistan ist so schlecht wie nie seit dem Sturz der Taliban vor fünf Jahren. Trotzdem äußerte sich Blair verhalten optimistisch. „Es gibt das Gefühl, dass es im Land wieder vorangeht.“ Der Premier hatte bereits am Sonntag in Islamabad betont, seine Regierung werde das militärische Engagement in Afghanistan trotz schwerer Verluste im Süden nicht verringern.

Die Rede Blairs im Stützpunkt Camp Bastion durfte aus Sicherheitsgründen erst nach seinem Abflug dort veröffentlicht werden. „Wir wissen, dass der einzige Weg zur Friedenssicherung manchmal die Bereitschaft ist, dafür zu kämpfen“, unterstrich der britische Premier bei dem Truppenbesuch. Man werde „so lange wie notwendig“ in Afghanistan bleiben.

Der Süden des Landes, in dem die britischen Soldaten stationiert sind, gilt als Hochburg der radikalen Taliban. Fast täglich verüben die Aufständischen Anschläge auf internationale Truppen. Seit Juni sind allein 36 britische Soldaten getötet worden. Großbritannien ist nach den USA der zweitgrößte Truppensteller in der Internationalen Schutztruppe ISAF, gefolgt von Deutschland mit rund 2.900 Soldaten.

Zum alarmierend zunehmenden Schlafmohnanbau und Drogenhandel in Afghanistan sagte Blair, das sei „eine große, große Herausforderung“. Großbritannien hat im Kampf gegen den Drogenanbau in Afghanistan die internationale Führungsrolle. Afghanistan ist der weltweit größte Produzent von Rohopium, dem Grundstoff für Heroin. Karzai sagte, es sei naiv gewesen zu glauben, dass das Problem in ein oder zwei Jahren hätte gelöst werden können. „Das ist ein langfristiger Kampf.“

Der Afghanistan-Besuch des britischen Premiers war aus Sicherheitsgründen nicht angekündigt worden. Blair reiste in einer unmarkierten Transportmaschine vom Typ C-130 Hercules, die in einem kurvenreichen Anflug landete, um möglichen feindlichen Raketen auszuweichen.

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