Neben dem aus Pakistan stammenden Hauptverdächtigen warfen die Ermittler vier weitere Muslimen im Alter zwischen 29 und 43 Jahren am Freitag unterschiedliche Verstöße gegen die britischen Anti-Terrorismusgesetze vor.
Grundlage der Beschuldigungen seien unter anderem 4500 Beweisstücke, die vor und nach den Festnahmen der Männer am 31. Jänner in Birmingham gesammelt worden seien, erklärte der Sprecher der Ermittlergruppe, David Shaw, bei einer Pressekonferenz. Dazu gehörten Informationen aus Mobiltelefonen, Computern und verschiedenen Dokumenten.
Nach Angaben britischer Medien hatte die Polizei mit dem Großeinsatz zur Festnahme der mutmaßlichen Terroristen die Inszenierung einer Videohinrichtung im irakischen Stil verhindert. Danach sollte ein muslimischer Soldat der britischen Streitkräfte vor laufender Kamera gefoltert und schließlich enthauptet werden, um die Regierung unter Premierminister Tony Blair wegen des Einsatzes britischer Truppen im Irak öffentlich zu bestrafen und Forderungen nach dem Rückzug der Truppen anzufachen.
Dafür gab es jedoch bisher keine offizielle Bestätigung. Kommissar Shaw äußerte sich bei der Pressekonferenz in Birmingham nicht dazu. Er rügte aber, dass manche Medienberichte den Ermittlungen geschadet hätten. Shaw hob die fantastische Unterstützung der örtlichen Bevölkerung für die Polizei hervor. Sprecher der muslimischen Bevölkerung hatten zuvor allerdings scharfe Kritik an aus ihrer Sicht einseitig auf Muslime konzentrierten Anti-Terroraktionen der Polizei geübt.
Insgesamt waren bei den Razzien in Birmingham und Umgebung neun Muslime festgenommen worden. Einer von ihnen wurde am Freitag noch ohne formelle Beschuldigung verhört. Drei der festgenommenen Männer wurden inzwischen ohne Beschuldigung freigelassen. Einer von ihnen hatte in einem Fernsehinterview erklärt, Großbritannien sei zu einem Polizeistaat geworden, in dem Menschen muslimischen Glaubens gezielt als potenzielle Terroristen abgestempelt werden. Die Londoner Regierung hatte dies umgehend zurückgewiesen.
Die Polizei hatte lediglich erklärt, sie habe mit den Festnahmen einen weit fortgeschrittenen Terrorplan vereitelt. Birmingham ist die Heimatstadt des ersten muslimischen Soldaten, der beim Afghanistan-Einsatz der britischen Truppen ums Leben kam. Islamistische Extremisten brandmarkten den 24-Jährigen nach seinem Tod im Internet als Verräter.
Im Juli 2005 hatten vier junge Selbstmordattentäter muslimischen Glaubens in London 52 Menschen mit in den Tod gerissen. Im vergangenen Sommer vereitelte die britische Polizei eigenen Angaben zufolge Anschläge auf Flüge in die USA. In Folge wurden die Sicherheitsregeln für Handgepäck drastisch verschärft.