AA

GB: Schlupflöcher für Fuchsjagd

Gut acht Monate nach dem In-Kraft-Treten des Fuchsjagdverbots haben englische Jäger fast so viele Schlupflöcher in dem Gesetz gefunden, wie es sie in den englischen Grafschaften für Füchse gibt.

An diesem Wochenende steht das erste große Halali der gerade eröffneten Jagdsaison an, wenn mehr als 50.000 Weidmänner und Jagdfreunde durch die herbstlich-idyllischen Landschaften Englands ziehen – dabei könnte es mancherorts brutaler und blutiger zugehen als früher.

Das von der Labour-Regierung nach jahrelangem Streit im Februar durchgeboxte Gesetz zur Fuchsjagd verbietet im Allgemeinen die Treibjagd mit Hunden. Dennoch boomt das Geschäft: Nach einer BBC-Studie wollen dieses Jahr mehr Menschen auf die Jagd gehen als im vergangenen Herbst. Sei es aus Protest gegen das Verbot, oder um eine der Ausnahmen zu testen, die sich viele der rund 300 Jagdgesellschaften jetzt zu Nutze machen.

So darf nach dem Gesetz eine ganze Hundemeute die Spur einer Beute verfolgen, aber nur zwei Jagdhunde dürfen eingesetzt werden, um einen Fuchs (oder Hirsch) aus seinem Versteck den Jägern vor die Flinte zu treiben. Allerdings kann diese kleine Treibjagd sehr lange dauern: Manche Jäger fahren mit Ersatzhunden im Auto hinterher, ist das erste Paar müde, kommt das nächste dran. Mit so einer „Staffel-Jagd“ können Füchse zu Tode gehetzt werden, wenn der Jäger nicht rechtzeitig zum Schuss kommt, beklagen Tierschützer.

Wer auch beim Hetzen der Beute nicht auf die bellende, jaulende Hundemeute verzichten möchte, kauft sich einfach einen Raubvogel. Mehr als 30 Jagdgesellschaften sollen sich in den vergangenen Monaten einen Uhu, Jagdfalken oder Steinadler angeschafft haben, für bis zu 15.000©Euro pro Tier. Denn das Gesetz erlaubt weiterhin einer Hundemeute, einen Fuchs vor sich her treiben, so lange der Jäger ein Raubvogel ist.

Die britische Falkner-Vereinigung lehnt diese Art der Jagd kategorisch ab. „Ich würde meinen Vogel nicht einem solchen Risiko aussetzen“, sagt Andrew Knowles-Brown, Vorsitzender des schottischen Falkner-Clubs. „Wenn er einen Hasen oder Fuchs fängt und sich eine Meute Hunde darauf stürzt, dann hast du tote Beute und einen toten Adler.“

Es sei zudem fraglich, ob ein Raubvogel genauso schnell und präzise tötet wie ein erfahrener Jäger mit dem Gewehr. „Wir haben die ethische und moralische Verantwortung, die Beute schnell und human zu töten, und das kann man bei einem großen Raubvogel nicht garantieren“, sagt der Vorsitzende der britischen Falkner-Vereinigung, Jim Chick. Doch viele Jagdgesellschaften geben offen zu, dass es dazu selten kommt. Sie lassen ihre Vögel meist gar nicht erst von der Kette und nutzen sie offensichtlich eher als Alibi, um mit einer Hundemeute jagen zu dürfen. Was dann mit den Füchsen geschieht, ob sie entkommen, von den Hunden getötet oder geschossen werden – was beides illegal wäre -, steht auf einem anderen Blatt.

Seit©Einführung des Verbots am 18. Februar wurden mehr als 50 mutmaßliche Jagdverstöße der Polizei gemeldet, kein einziger Jäger landete bisher vor Gericht. Auch jetzt wollen Tierschützer die Jäger wieder genau unter die Lupe nehmen und Verstöße per Videobeweis festhalten, doch die Polizei räumt offen ein, dass der Kampf gegen die illegale Jagd nicht ganz oben auf der Agenda steht.

Von Patrick T. Neumann/dpa

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • GB: Schlupflöcher für Fuchsjagd
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen