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GB: Mit Kameras gegen Parksünder

Auf den Straßen von London sollen die allgegenwärtigen Überwachungskameras jetzt auch gegen Parksünder eingesetzt werden. Diese seien "zuverlässig und kosteneffektiv".

Ladendiebe, Mörder, selbst einige Terroristen: Alle möglichen Straftäter wurden in Großbritannien bereits durch Überwachungskameras überführt – oder zumindest identifiziert, nachdem es zu spät war. Die Verbrecherjagd per CCTV-Kamera („Closed-Circuit Television“, in etwa: „TV in geschlossenem Kreislauf“) wird von niemandem mehr in Frage gestellt. Jetzt gehen die Briten noch eine Stufe weiter: In London sollen die Kamerabilder sogar dazu benutzt werden, um ganz normale Parksünder zur Kasse zu bitten.

Der Stadtbezirk Westminster hat die Aufstellung von 20 Kameras beschlossen, die in der Umgebung von Piccadilly, Oxford Circus und West End die Straßen überwachen. Wer beim Falschparken ins Visier der Objektive gerät, bekommt als Beweismittel ein Standbild und gleich dazu den Strafzettel zugeschickt. Und das kann teuer werden: Wer gleich zahlt, ist mit 40 Pfund (59,3 Euro) dabei. Wer sich länger Zeit lässt, muss das Doppelte überweisen.

Das System wurde in einem zweimonatigen Pilotversuch bereits getestet. Nun bekommen die Autofahrer bis Ende August noch drei Wochen Schonfrist, in der zwar erfasst wird, aber noch keine Bußgeldbescheide ausgestellt werden. Dann ist die Probephase zu Ende. Der Leiter des Verkehrsdezernats im City Council, Dan Chalkley, sagt: „Die Parkraumüberwachung per CCTV ist zuverlässig und kostengünstig.“ In der Tat: Nicht einmal Politessen werden noch gebraucht. Der Strafzettel kommt direkt aus der Überwachungszentrale.

Allerdings ist die Park-Kontrolle aus der Distanz selbst für die Londoner eine neue Erfahrung – und die sind ständige Beobachtung gewohnt. Seit der Aufrüstung mit CCTV Mitte der 90er Jahre decken mehr als 150.000 staatliche und private Kameras fast jeden Winkel der britischen Hauptstadt ab. In einigen Straßen hängen die Geräte alle 15 Meter. Im Schnitt wird jeder Londoner in der U-Bahn, im Supermarkt oder an sonstigen öffentlichen Plätzen 300 Mal am Tag gefilmt.

Trotzdem sehen sich die meisten Briten keineswegs auf dem Weg zum Überwachungsstaat. Allgemein hat sich die Meinung durchgesetzt, dass die CCTV-Kameras bei der Verbrechensbekämpfung gute Dienste leisten. Viele erinnern sich noch daran, wie die Entführung und Ermordung eines zweijährigen Buben in einem Liverpooler Shopping-Center mittels der Kamerabilder geklärt werden konnte. Auch die Herkunft der Urheber der Selbstmordanschläge im Juli 2005 in London war mit Hilfe der CCTV-Aufnahmen schnell geklärt.

Hier zeigt sich allerdings auch, dass nicht alle Hoffnungen der CCTV-Befürworter in Erfüllung gingen. Denn selbst nach mehr als einem Jahrzehnt an Erfahrungen ist immer noch strittig, ob die Kameras vorbeugende Wirkung haben. Im Auftrag des Innenministeriums wurden kürzlich die Verbrechensstatistiken von 14 Gebieten vor und nach dem Aufstellen von CCTV-Kameras miteinander verglichen. Ergebnis: Einen deutlichen Rückgang der Straftaten gab es nur in einem einzigen Gebiet.

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