Die “Times” hatte berichtet, dass die anglikanische und die römisch-katholische Kirche die Wiedervereinigung unter der Führung von Papst Benedikt XVI. anstrebten. Dies ist von führenden Repräsentanten beider Kirchen umgehend zurückgewiesen worden.
Die Ko-Präsidenten der gemischten internationalen Dialog-Kommission, der südafrikanische anglikanische Bischof David Beetge und der katholische Bischof John Bathersby von Brisbane in Australien, distanzierten sich am Montagabend in einer gemeinsamen Erklärung von der Sensationsmeldung und wiesen auf die bestehenden Divergenzen hin.
Der interne Bericht der im Jahr 2000 gebildeten Kommission, auf welchen sich das britische Blatt bezog, stelle lediglich ein Arbeitsinstrument auf dem langen Weg zur Wiederherstellung der Einheit dar, erklärten die beiden Kommissionsvorsitzenden. Der katholisch-anglikanische Dialog hatte sich stark verschlechtert, als 1988 die Lambeth-Konferenz der anglikanischen Teilkirchen die Priesterweihe für Frauen freistellte und die Kirche von England sie 1992 einführte. Der Ehrenprimas der anglikanischen Weltgemeinschaft, Erzbischof Rowan Williams von Canterbury, der im Vorjahr mit dem Papst zusammentraf, hatte eine Rücknahme der Frauenweihe ausgeschlossen. Die Einführung des Frauenpriestertums hatte zum Übertritt des Bischofs Graham Leonard und weiterer anglikanischer Kleriker zur römisch-katholischen Kirche geführt.
Der theologische Dialog zwischen Rom und den auf das Schisma des Königs Heinrich VIII. Tudor zurückgehenden Anglikanern war nach dem Treffen zwischen Papst Paul VI. und dem anglikanischen Primas und Erzbischof von Canterbury, Arthur Ramsey, 1966 im Vatikan aufgenommen worden. Die anglikanische Gemeinschaft hat weltweit etwa achtzig Millionen Gläubige.
Keine Homosexuellen Bischöfe mehr
Mit einem Verbot der Einsetzung von weiteren homosexuellen Bischöfen will die anglikanische Weltkirche ihr drohendes Auseinanderbrechen verhindern. Auch soll es keine kirchlichen Segnungen für homosexuelle Paare geben, wie die Anglikanische Gemeinschaft zum Abschluss einer sechstägigen Versammlung in Tansania beschloss.
Die Episkopalkirche in den USA, die den Konflikt 2003 mit der Weihe des schwulen Bischofs Gene Robinson ausgelöst hat, wurde aufgefordert, ihre Haltung bis zum 30. September zu klären. Andernfalls würde die Stellung der Episkopalisten in der Anglikanischen Gemeinschaft bestenfalls beschädigt, hieß es in einer am Montagabend in Daressalam veröffentlichten Erklärung.
Die Teilnehmer der Versammlung beschlossen zudem die Reform des Kirchenvertrags der Anglikanischen Gemeinschaft. Der neue Anglican Covenant soll eine Bestimmung enthalten, dass eine der 38 Landeskirchen unter extremen Umständen ihre Mitgliedschaft verlieren kann. Bereits jetzt haben einige Landeskirchen ihre Beziehungen zur Episkopalkirche suspendiert. Und mehrere Gemeinden der amerikanischen Episkopalisten sind aus der Kirche ausgetreten, um sich den Anglikanern in Afrika anzuschließen. Der konservative nigerianische Erzbischof Peter Akinola hat ein eigenes Netzwerk für solche Gemeinden eingerichtet.
Der Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams, der als geistliches Oberhaupt der 77 Millionen anglikanischen Christen fungiert, sagte nach dem Welttreffen in Daressalam, die Beschlüsse reichten nicht weit genug, um alle Konflikte zu lösen. Sie bieten aber einen Weg, um in Würde voranzuschreiten.
Die Wurzeln der Anglikaner liegen in der Trennung der englischen Kirche von Rom im Jahr 1534 – Hintergrund war der Streit über die Rechtmäßigkeit der Ehen von König Heinrich VIII. In der Theologie steht die anglikanische Kirche den Protestanten nahe, die Liturgie aber blieb der katholischen Tradition verhaftet.
Einem Bericht der Londoner Zeitung The Times streben Anglikaner und Katholiken eine Wiedervereinigung unter Führung von Papst Benedikt XVI. an. Ein entsprechender Vorschlag solle in diesem Jahr bekannt gegeben werden, berichtete die britische Zeitung am Montag. Hochrangige Bischöfe beider Kirchen hätten einen 42-seitigen Bericht erarbeitet, der beide Kirchen dazu auffordere, nach Möglichkeiten einer Vereinigung zu suchen. Der Vatikan äußerte sich bisher nicht zu dem Zeitungsbericht.